Preview des neuen RBB-„Tatort“: Unter Autogrammjägern
Der RBB zeigt seinen neuen „Tatort“ mit dem Titel „Am Tag der wandernden Seelen“ vorab auf großer Leinwand. Vorher gibt es die Stars in echt zu sehen.
Eine ältere Dame mit Pelzhut hält die – noch nicht unterschriebenen – Autogrammkarten vor der Brust wie eine Trophäe und ist wachen Blickes. Es könnte ja jederzeit losgehen … Ist sie Autogrammjägerin? „Ich bin Autogrammsammlerin!“, antwortet sie leicht entrüstet. „Das ist ein großer Unterschied. Und passen Sie auf, hier sind auch Verkäufer unterwegs!“
Etliche Fotograf:innen sind schon da und laufen sich warm. Der riesige Aufsteller mit dem legendären „Tatort“-Logo im Foyer ist noch verwaist. Ein flaches Podium ein paar Meter davor füllt sich peu à peu: Für Fotograf:innen und Fotoagenturen sind die Plätze vorgeschrieben, auch für die Kamera des RBB. „Die gesamte Hauptstadtpresse ist hier versammelt“, scherzt einer der Fotografen.
Um 19.43 Uhr geht es endlich los. Das Foyer ist rappelvoll. Die Darstellerriege ist eingetroffen, man richtet sich in einer Ecke noch mal kurz die Haare, die Kleider. Und dann Action. Die Fotograf:innen rasten aus. Es wird tumultartig und laut. „Wo ist der Pfeil?“, witzelt Mark Waschke.
Hier posen Profis
Und da ist er tatsächlich: Eine Frau hält einen weißen Pfeil in die Höhe und wandert von einer Ecke zur anderen, damit sich die Schauspieler:innen im Blitzlichtgewitter mal zur einen, mal zur anderen Seite wenden und alle „das beste Bild“ machen können.
Das dauert eine halbe Stunde: Hier posen Profis, die souverän und gelassen mit den Kameras spielen. Dann ruft der erste Gong ins ausverkaufte Kino. RBB-Kinoexperte Knut Elstermann begrüßt die Leute im Saal. „Es ist immer toll, ein TV-Format auf großer Leinwand zu sehen“, sagt er, „vor allem dann, wenn es ein so visuell starker Film wie dieser ist.“ Und Film ab!
Wow, das ist kein Vergleich mit dem heimischen Fernseher oder einem Laptop. Der „Tatort“ mit dem schönen Titel „Am Tag der wandernden Seelen“ erzählt eine grausame Geschichte, so viel kann man vorwegnehmen, auch wenn Elstermann alle Beteiligten darum bittet, Stillschweigen über den Film zu bewahren. „Verraten Sie bitte nichts, bis der Film am 5. Mai ausgestrahlt wird. Sagen Sie nur, dass es ein guter Krimi ist!“
Nun, das lässt sich in der Tat behaupten. Davon zeugt auch lang anhaltender Applaus, der schon während des Abspanns beginnt. Dann werden die Schauspieler:innen auf die Bühne gebeten, am Ende steht dort die gesamte Crew. Kurzer Smalltalk. Es ist schon nach 22 Uhr, alle haben Lust über den Film zu sprechen, etwas zu trinken (auf Kosten des RBB), ach ja, und noch ein paar Autogramme zu sammeln oder jagen.
Eine Rezension des RBB-„Tatort“ folgt in der Krimikolume in der wochentaz, die am 4. Mai erscheint.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Die Brennelementefabrik und Rosatom
Soll Lingen Außenstelle von Moskaus Atomindustrie werden?
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen