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Presse gegen die Apartheid

■ Eine kleine Übersicht über die Presselandschaft im Widerstand

„Der Inhalt dieser Ausgabe ist infolge des Ausnahmerechts eingeschränkt worden“ - solche Hinweise erscheinen seit fast zwei Jahren in fast allen südafrikanischen Zeitungen. Jede Ausgabe jeder Zeitung muß routinemäßig von Rechtsanwälten auf der Suche nach Übertretungen der unzähligen Gesetze zur Einschränkung der Berichterstattung durchgesehen werden. Das trifft vor allem die sogenannte alternative Presse, die erhebliche Risiken auf sich nimmt, um Nachrichten über den Widerstand gegen die Apartheid zu veröffentlichen, vor denen die etablierten Medien oft zurückschrecken. Das will die Apartheid–Regierung sich unter keinen Umständen gefallen lassen. Deshalb wurden dem Innenminister letzten August zusätzliche Zensurvollmachten infolge des Ausnahmerechts übertragen. Die erstmalige Anwendung dieser Vollmachten zum Verbot der New Nation deutet darauf hin, daß es bald auch anderen Mitgliedern der alternativen Presse an den Kragen gehen kann. Bekannteste Vertreterin der alternativen Presse ist die Wochenzeitung Weekly Mail. Anders als die New Nation, die sich mit einfacher Sprache an die allgemeine schwarze Bevölkerung richtet, wird die anspruchsvollere Weekly Mail von führenden Aktivisten und liberalen Weißen gelesen. Die in Kapstadt veröffentlichte Wochenzeitung South wird im selben Stil wie New Nation gemacht. Ähnlich sind auch die Regionalblätter Grassroots in Kapstadt und Saamstaan in der östlichen Kapprovinz. Sie konzentrieren sich mehr auf Lokalnachrichten und auf die Fortbildung der Leser. Die angesehene analytische Zeitschrift Work in Progress erscheint nur zehnmal im Jahr, hat jedoch erheblichen Einfluß. Das gilt auch für das South African Labour Bulletin, in dem die Debatten innerhalb der unabhängigen Gewerkschaftsbewegung dokumentiert werden. Zur alternativen Presse sind zudem zahlreiche Blätter verschiedener Organisationen zu zählen, vom Sash Magazin der Menschenrechtsorganisation Black Sash, über die Zeitschrift elnews des südafrikanischen Kirchenrates bis hin zu Critical Health, einer von kritischen Ärzten herausgegebenen Zeitschrift. New Nation wird von der Katholischen Bischofskonferenz finanziert und ist nicht von Verkauf oder Anzeigen abhängig. Für viele andere Publikationen wäre ein dreimonatiges Verbot tödlich.

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