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■ Press-SchlagBecker, Krabbe, Erdbeerbowle

Höchste Zeit, die Schwimmerin Astrid Strauß einmal rückhaltlos und in aller Öffentlichkeit zu loben. Also: Bravo, Astrid!

Lange und überall hat man ihr übel nachgeredet – wegen Dopings. Wissenschaftlich gesehen ist der Sachverhalt so, daß ihr Testosteron/Epitestosteron-Quotient mit 12,8 höher war als erlaubt (6,0), was gemeinhin aufs futtern männlicher Sexualhormone hindeutet und verboten ist. Nun hat die Magdeburgerin stets behauptet, etwas medizinisch besonderes zu sein und die Zahl 12,8 mit einem Wort logisch begründet: Erdbeerbowle!

Jawohl, „mehrere Gläser“ sollen's gewesen sein und für eine ungewohnte Reaktion gesorgt haben. Darüber hat die veröffentlichte Meinung arg gelacht, weshalb jetzt die Situation unter Quarantäne- Bedingungen nachgestellt resp. nachgetrunken wurde. Auf das Ergebnis warten wir stündlich und erhoffen Klarheit auch über den verwandten Wein wie die Herkunft der Früchte. Sollte Astrid Strauß danach nicht rehabilitiert sein, macht nichts, denn bewiesen ist ihr Sonderstatus schon heute: Die Frau kann was aushalten, und sei es nur einen Rausch. Bravo, Astrid!

Denn an sich sind Sporttreibende ziemliche Mimosen, Sensibelchen, Hypochonder gar, ja, der kleinste Hauch bläst sie um – von einem harten Drink ganz zu schweigen. In einem gestählten Körper hat Krankheit keine Chance? I wo. Gerade ist Boris Becker aus Key Biscayne abgereist, ohne ein Mal den Ball zu schlagen: „Erkältung“ (Miami Herald), „37,2 Fieber“ (New York Times). Zuvor schon hat er in Stuttgart vor dem Halbfinale aufgegeben (Erkältungsvirus) und Rotterdam abgesagt (Magenvirus).

Möglicherweise sind Becker & Co einfach schlecht beraten. Sollten sich statt des Trainers einen Prophylaktiker halten oder einen Substituten. Der guckt und untersucht und füllt rechtzeitig und vorausschauend nach, was der menschlichen Hülle bei sportlicher Fron so alles verloren geht. Ein Mineral hier, ein Vitamin da... Gerade hat Katrin Krabbe in der FAZ erzählt, wie sie in den Ruch des unlauteren Wettbewerbs kommen konnte: „Wenn Sie so hart trainieren, dann wissen Sie genau, daß Sie die geringste Krankheit tagelang ins Bett verbannt.“

Deshalb hat sie „Magnesium, um Zerrungen vorzugbeugen“ genommen, sonst nichts, außer, na ja, Spiropent, ein Mittel für Asthmatiker, weil: „Fürs Ausdauertraining braucht man eine große Sauerstoffzufuhr.“ So ist das also bei den Hochleistungssportlern, und das zu wissen fördert doch tiefempfundenes Verständnis für deren Probleme. Nur müssen wir hoffen, die derart Geschwächten werden nie quotientenmäßig erwischt wie Astrid. Den Test mit der Erdbeerbowle würden die nicht überstehen, nie und nimmer, und deshalb noch mal: Alle Achtung vor Frau Strauß und ihrer Widerstandskraft! Herr Thömmes

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