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■ Press-SchlagModels, Höschen, lange Beine

Claudia Schiffer & Co haben's schwer. Rein in den luftigen Fetzen von Lagerfeld und Chanel, vorne durchsichtig und hinten auch nur ein perlenbesetztes Loch, raus auf den Laufsteg und schön sein, atemberaubend schön, und so erotisch, ah, ah! Zurück in die Kleiderkammer, umzieh'n, Frisur ordnen, garstige Kollegin hat wieder mal Lippenstift versteckt, oh nein, wo sind denn nur die lindgrünen Schühchen, habt ihr die Grünen gesehen? Und kannst du mir mal den dunklen Eyeliner rüberreichen!, danke, wenn jetzt nur die grünen..., ich muß doch gleich wieder raus, so ein Streß!, ach, iihh, jetzt bekommt die blöde Kuh auch noch einen hysterischen Heulkrampf und das ganze Make-up ist im Eimer.

Und schon singt die ganze Model-Branche wieder mal im Chor: „...Schwer ist der Beruf, uff, uff!“ Und schon sagen wieder mal alle „Die armen Mädchen, ja wirklich, verdienen ja ein Schweinegeld, aber möcht' ich nicht tauschen mit, nöh, laß mal, so ein hartes Los, diese Models, glaubt man gar nicht!“

Stimmt auch gar nicht. Werfen wir nur einen Blick in die wenig glamouröse Schöneberger Sporthalle am Freitag abend. Großer Auszieh-Umzieh-Wettbewerb, sie nennen es „Hochsprung mit Musik“. Wird auch gesprungen, ja, doch, aber der ganze lange Rest? Rein in die Socken, das nächste Paar drüber, Höschen, Leibchen, die engen Leggins, Wärmehose drüber, Turnschuhe, Sweatshirt, Trainingsjacke. Und jetzt dehnen, lockern, konzentrieren.

„Nächster Springer: Steinar Hoen, Norwegen.“ Raus aus dem ganzen Zeug, raus aus dem Turnschlappen, Sprungschuh an. Nur noch der knappe schwarze Ringeranzug. Ruhe vor dem Anlauf, die Finger fahren durchs blonde Popperhaar. Seh ich gut aus? Siehst klasse aus, Junge! Und Zweimeterdreißig sind doch respektabel. Sprungschuh aus, Wärmehose drüber, Sweatshirt, Turnschlappen... Wie oft in diesen drei Stunden? 10mal? 14mal? 22mal? Noch öfter? Kommt ganz auf die Höhe an.

Die Haare sind kurz geworden, die Burschen wollen aussehen wie diese knackigen Kerle in der Jeans-Werbung. Die alten Beatniks mit den Wallelocken sind zu alt, Sjöberg, Thränhardt, Mögenburg. Aber Carlo T. ist nicht vergessen, Jean-Charles Giguel hat ihn modisch beerbt: Kurzes Turnhöschen mit seitlichem Schlitz, ganz hoch gezogen, damit wir den Übergang von der Pobacke zum langen Oberschenkelmuskel sehen. Hübsch.

Hendrik Beyer hat's heute mit der schwarzen Lederjacke, die prächtig korrespondiert mit den weißen Radlerhosen – aber die machen die Figur etwas stumpig, während der Carlo- Look die Bein betont, Beine, so unendlich lang, gute Güte! Javier Sotomayor, der kubanische Champ, im aufregenden „Zitronenfaltergelb“ (FAZ), vom Stil her klassische Linie. Troy Kemp, Bahamas, zeigt prächtiges Farbenspiel, karibikblau mit gelben Diagonalstreifen und Sternen. Bezaubernd.

Hanne Haug im Zweiteiler, zeigt Bauch, sehr sexy. Und Manuela Aigner betört mit hohem Beinausschnitt am feuerwehrroten Body. Das Auge springt mit. Und wieder rein ins Sweatshirt, etwas Öl auf die kalten Waden, Leggins drüber, Wärmehose drauf, Trainingsjacke, Schuhe wechseln, Haare ordnen.

Anstrengendes Programm, nicht wahr? Und nur für freie Kost und Logis, bis auf die Stars, na ja. Also, ihr Claudia Schiffers & Co, habt euch nicht so! Keine Tränen mehr, keine Klagen! Herr Thömmes

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