■ Press-Schlag: Beni und Günter
„2:1 für die Schweiz – ich hab's noch gar nicht realisiert, ich kneif' mich in den Arm“, ruft Bernhard „Beni“ Turnheer ins Mikro, kurz ist Schweigen in der Leitung, und dann erreicht uns ein hingerissenes, fast zärtliches „Juchhu!“ Ach, Beni. Aus der Traum. Und wie werden wir Schweizer Fernsehgucker die Reporter vermissen. Von der ersten Sekunde an ist Turnheer auf Ballhöhe, Chance der Spanier, niemand erklärt umständlich, was wir sowieso sehen: „Ich hab' schon genügend Startnervosität heute“, stöhnt Beni Turnheer auf, „und solche Szenen werden mich auf 130 hochjagen.“
Beni Turnheer ist einer, der eine Ahnung davon gibt, was die Fußballreportage auch sein kann: eine Kunstform. Der den Zuschauer mitten hinein führt ins Geschehen, hoch unterm Tribünendach mitfightet („Jetzt habe ich vor Aufregung meinen Kuli irgendwohin geschmissen“), jede auch nur angedeutete Chance beim Schopfe packen will („Zwei Rumänen sitzen am Boden, das böte die Möglichkeit für eine überzahlmäßige Gegenreaktion der Schweiz!“), und, zu weit nach vorne geprescht, den Konter voller Schrecken sieht: „Oh, da entwischt wieder einer.“
Wohl damit es nicht gar zu toll kommt, hat man dem quirligen Offensivreporter Rückendeckung verschafft: Wenn er sich vorne verdribbelt, legt er zurück („Sie sind so still, Günter“), und aus der Tiefe des Raumes kommt die Stimme des Co-Kommentators – Günter die Schlaftablette Netzer: „Was mich besonders gefreut hat, daß die Schweiz Charakter gezeigt hat, Charakter, das ist für mich ein wichtiges Kriterium.“ Retardierende Momente, bei denen wir Beni („Ich bin so nervös, ich rede viel zuviel“) noch mehr schätzen lernen. „Bitte nicht zu sehr enttäuscht sein“, hat er nach der Spanien-Niederlage gesagt, und schon ein bißchen getröstet haben wir uns wehmütig an seinen Jubel beim Sieg gegen Rumänien erinnert: „Jabajabadu – wie Fred Feuerstein sagen würde!“ Ulrich Fuchs
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