■ Press-Schlag: Hängender Kopf
„Tennis wird nicht nur mit den Armen, sondern auch mit dem Kopf gespielt“, dozierte Boris Becker beim Tennisturnier von New Haven und nahm seine These im Halbfinale gegen Michael Stich wörtlich. Als Stich im zweiten Durchgang bei 5:3-Führung zu einem vernichtenden Aufschlag ausholte und noch einen letzten Blick auf die andere Seite warf, stand dort Becker mit hängendem Kopf und nahm nicht die mindeste Notiz vom Treiben seines Kontrahenten. Der mußte warten, verlor die Konzentration und auch das Spiel. Dieselbe Szene beim 5:5. Stich rüstet zum Aufschlag, Becker senkt das Haupt. Stich beschwert sich beim Schiedsrichter und bekommt dafür selbst eine Verwarnung. Becker grinst, Stich verliert sein Service und das Match mit 2:6, 5:7.
„Man muß alles nach den Regeln Erlaubte tun, um ein Tennismatch zu gewinnen“, erläuterte Boris Becker seine stracks von Nick Bollettieri übernommene Philosophie und hämte, Stich habe sich nur geärgert, „daß er seinen Aufschlag nicht durchbringen konnte, als es am wichtigsten war.“ Das mochte der Weltranglisten-Fünfte nicht abstreiten. „Ich war verärgert und enttäuscht und habe den Spaß verloren.“
Für glänzende Stimmung bei Beckers avisierter Rückkehr ins Davis-Cup-Team ist jedenfalls gesorgt. Matti
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