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■ Press-SchlagKohl läßt drohen

Worte, gesprochen am Dienstag im beschaulichen Kurflecken Bad Boll, klirren jenen, an die sie adressiert waren, heute mächtig zwischen den Ohren. Es ging um „den Standort des deutschen Sports fünf Jahre nach der Wende“ und eigentlich war, wie bei solchen Tagungen üblich, Blabla angesagt, ein bisserl geistiges Händeschütteln.

Doch dann hat Ministerialrat Peter Busse aus dem Bonner Innenministerium den Verwaltern des organisierten Sports was erzählt. Kurz und frei: ausschließlich angetrieben von der Angst, Pöstchen zu verlieren, brächte man nichts auf die Reihe.

Nun sind die Vorwürfe so richtig wie bekannt: brisant aber sind Tonart und Zeitpunkt. Just sieht sich der Kanzler Kohl im Amt bestätigt, da wird dem Sport von Kanther mitgeteilt, was er in den kommenden Jahren zu erwarten hat: Keinesfalls brave Überweisungen ohne Gegenforderungen. Der Kanzler, der Daimler und dessen „Partner“ DFB auch deshalb gerne zum Repräsentieren benutzt, weil er es da, nun ja, mit Profis zu tun hat, hat die Schnauze voll von den Amateuren, die immer noch föderalistisch um Dienstwagen und das Schütteln von Händen händeln.

Am 3. Dezember wird der Deutsche Sportbund (DSB) den Berliner Landesfürsten Manfred von Richthofen (60) zum neuen Präsidenten wählen. Der sagt, der Sport müsse wieder „politikfähig“ werden. In Wahrheit muß er, das predigt Daimler-Vorstandssprecher Matthias Kleinert schon seit Jahren und merkt man nun auch im Innenministerium: handlungsfähig werden. Und soll er professionell werden. Im besten Kohlschen Sinne. „Ich meine“, hat Peter Busse in Bad Boll gerade dem scheidenden DSB- Präsidenten Hans Hansen gesagt, „daß der Sport nachweisen muß, daß er wandlungsbedürftig und wandelbar ist.“

Werdet Profis! Was genau darunter zu verstehen ist, das wird Busses Chef Kohl dem Herrn von Richthofen am Timmendorfer Strand voraussichtlich persönlich mitteilen. Es geht jedenfalls ums große Ganze: Wer Milliarden will, soll nachweisen, daß er sie nicht zum Fenster rausschmeißt, sondern dem Gebenden Ehre macht. Aber, ach: auch der Neue muß sich schon um den Kleinkram kümmern. Es gilt alle Kräfte einzusetzen, einen Posten zu erfinden, mit dem auch Vorgänger Hansen (69) Dienstwagen und Chauffeur behalten kann. Peter Unfried

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