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■ Press-SchlagDas Brüllen des zahnlosen Löwen

Die Hinrunde der Fußball- Bundesliga ist vollständig gespielt, noch ein paar lausige Länderspiele, dann folgt die Winterpause genannte Tristesse mit ihrer Serie von Freiübungen unter Dach und Fach, euphemistisch als Hallenturniere bezeichnet. Grund genug, schon mal einen Blick voraus in den beginnenden Frühling zu werfen, zum Beispiel nach München, wo gleich zwei Arten von Löwen hausen. Die Sechziger, die sich nun, gerade einem Abstiegsplatz entronnen, zwei Monate lang in dem äußerst trügerischen Glauben wähnen werden, daß sie den Klassenerhalt schaffen können, und Uli Hoeneß, der Bayern-Manager, der am lautesten brüllt, wenn er sein Gebiß gerade besonders unauffindbar verlegt hat.

Der Grat zwischen Selbstbewußtsein und Arroganz sei schmal, befand er völlig zu Recht, und stellte sogleich unter Beweis, wieso er es auf die Seite des Selbstbewußtseins noch nie geschafft hat. Gerade im letzten Augenblick ins Viertelfinale der Champions League gehupft, in der Liga mit sechs Punkten Rückstand gegenüber Borussia Dortmund auf dem bescheidenen fünften Rang, nach magerem 0:0 bei Werder Bremen, verkündete er forsch, daß in der Rückrunde nur die Bayern in der Lage wären, den Dortmundern Paroli zu bieten.

Da lacht das schadenfrohe, bayernfeindliche Herz im Lande und alles freut sich diebisch auf den 15. März, der in etwa folgendermaßen verlaufen wird: Bayern München, in der Tabelle auf Platz sieben zurückgefallen, tritt, dem vorsichtigen Konzept von Trainer Arsène Wenger entsprechend, ohne Stürmer bei IFK Göteborg an und scheitert im Elfmeterschießen. Yeboah und Papin, die das Spiel von der Tribüne verfolgt haben, verweigern den Rückflug und bitten um fußball-politisches Asyl in Schweden. Präsident Beckenbauer sagt, er wolle mit dem ganzen Sauhaufen nichts mehr zu tun haben, und wird Sportchef bei Bild, Matthäus fordert den Torwartposten und Italiens Nationaltrainer Trapattoni verkündet zufrieden: „Mi piace, that I'm weg there.“

Die Bayern kann man also abschreiben, wer aber soll dann die Rolle des mutigen Verfolgers des besten Herbstmeisters seit 1860 München in der Saison 65/66 übernehmen? Rehhagels Kaltschnäuzer von der Weser? Um Himmels willen! – Der SC Freiburg? Mit 30 Punkten? – Effenbergs Fingerlinge aus Gladbach? Höhö! – Schusters Marionetten? Noch zu jugendlich! – Der 1. FC Kaiserslautern? Da sei Fritz Walter vor! ...???...

Okay, nachdem das geklärt wäre, wenden wir uns der Abstiegsfrage zu, in der die prophetische Abteilung der taz eine gute Nachricht für alle Duisburger und Bochumer hat: den MSV und den VfL trifft es diesmal nicht! Sorry, Löwen! Matti

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