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■ Press-SchlagBeleidigt mault die Pfalz: Verrat!

Die Pfälzer wußten es seit dem 5. März. Die Kochkünste von Frau Geye hatten Ciriaco Sforza, Freundin Niggi und Berater Martin Wiesern nicht überzeugt. Sforza geht weg! hallte es durch den dünnen pfälzischen Blätterwald. Doch „der Ciri“ stellte sich taub. Bis zuletzt. „Der Uli Hoeneß weiß gar nicht meine Telefonnummer“, diktierte er der geduldigen Pfälzer Journaille in den Block und wiederholte dies auch im Beisein von FCK-Präsident Thines und Manager Geye vor dem DSF-Mikro. Und nun wundert er sich über heftige Reaktionen, die neulich gar bis zur Morddrohung gingen.

Eines hat der Wahl-Alsenborner in zwei Jahren Pfalz- intensiv offenbar nicht gelernt: Daß die Pfälzer ehrliche Leute sind und also nichts so sehr hassen wie Unaufrichtigkeit. Und daß sie immer noch voller Minderwertigkeitsgefühle sind, vor allem gegenüber den selbsternannten Metropolen. Und speziell gegenüber Bayern München! Seit Sforzas Wechsel für sechs (Rhein- Neckar-Zeitung), sieben (SZ‘) oder gar acht (Bild) Millionen bestätigt ist, hat die pfälzische Sympathie für „il nostro Ciri d'Italia“ (Guerin Sportivo) umgeschlagen.

Verrat in der Pfalz, Verrat an der Pfalz, ausgerechnet Bayern, schreien sie empört zwischen Mainz und Zweibrücken, Saarbrücken und Heidelberg. Beim nächsten Heimspiel am 1. April (!) gegen den KSC wird Sforza erstmals die Pfiffe der Westkurve ertragen müssen. In den verbleibenden Monaten wird man Sforza womöglich schützen müssen vor den eigenen (Fan-)Reihen.

Um die Sache zu relativieren, der Mann ist nicht der erste: Herward Koppenhöfer wechselte Ende der 60er vom FCK zu den Bayern, Andreas Brehme Mitte der 80er. Letzterer ist bekanntlich längst wieder da. Und im Jahr 2004 wird Ciriaco Sforza reumütig aufs Altenteil auf den Betzenberg zurückkehren. Wetten, daß? Günter Rohrbacher-List

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