Press-Schlag: Kampf dem Dackel!
■ Offizielle VdV-Vermittler helfen künftig Profis beim Vereinswechsel
Klaus Allofs trägt Jackett und Krawatte heute mit der gleichen professionellen Selbstverständlichkeit wie gestern die Berufsuniform aus Trikot, Stutzen und Schienbeinschonern. Den „Geschäftsführer einer Agentur für Sport-Consulting“ nimmt man dem freundlichen 39jährigen genauso ab wie dereinst den „Kapitän der Nationalmannschaft“. Klaus Allofs ist also genau der richtige Mann, wenn man im Fußballgeschäft „ein Zeichen setzen“ will, wie Jürgen Rollmann sagt. Der Vorsitzende der Vereinigung der Vertragsspieler (VdV) möchte nämlich dazu beitragen, den Grauschleier über dem Markt der Spielertransfers zu lüften und bietet ab sofort eigene Spielervermittler an.
Derjenige zum Vorzeigen ist Klaus Allofs. Aber auch der gewesene DDR-Nationaltrainer Heinz Werner und der Kurznationalspieler Thomas Kroth, heute „teilhabender Geschäftsführer einer Immobilienfirma“, sollen vermitteln, der ehemalige Bundesliga-Torwart Klaus Funk in der Frankfurter Zentrale der VdV koordinieren. „Einen Nationalspieler werden wir sicherlich nicht so schnell vermitteln“, meint Allofs. Aber es geht dem Berufsverband auch weniger um die spektakulären Transfers, als eher um jene aus der Rubrik „Kurzmeldungen“. Auch dort nämlich fällt, sagt Rollmann, „viel Geld vom Verhandlungstisch, ohne daß es wirklich nötig ist“. Er ist davon überzeugt, daß Spielervermittler „in sechs von zehn Fällen“ überflüssig sind.
Daß sie trotzdem bei einer Vielzahl von Transfers mitkassieren, zumeist 10 bis 15 Prozent der Ablösesumme, hat viel mit Psychologie und wenig mit Ökonomie zu tun. Vereine und Spieler machen es sich mitunter schwerer als nötig, sich zu finden. Die Spieler haben Angst, schlechtere Verträge zu bekommen, wenn sie Wechselabsichten zu transparent machen. Die Vereine fürchten durch ein zu direkt bekundetes Interesse steigende Preise. Dieses etwas verquere und durch und durch unprofessionelle Gebahren nutzen illegale Spielervermittler schon seit Jahren.
Inzwischen sind nun Bedingungen gschaffen, mit deren Hilfe es vielleicht doch gelingen könnte, den Markt zu ordnen. Über Thoams Kroth ist die VdV im Besitz der neugeschaffenen FIFA-Lizenz für Spielervermittler, von der Bundesanstalt für Arbeit ist man ebenfalls anerkannt, und nach jahrelangem Ärger mit dem DFB unterstützt endlich auch der Verband das Konzept der VdV. Über 60 Spieler haben ihre Wechselwünsche bereits in Frankfurt angemeldet, und etliche Bundesligamanager haben signalisiert, daß sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen können. Dabei könnten sie auch eine Menge Geld sparen: Der Verband verlangt von den Klubs nur die gesetzlichen zwölf Prozent des Bruttojahresgehalts.
Von der VdV mit Tips und Tarifen ausgestattet, könnten sich auch die Spieler künftig die Provision sparen und in die Vertragsverhandlungen alleine gehen: „Schließlich“, sagt Rollmann, „wünschen wir uns den mündigen Profi. Und Vertragsverhandlungen sind in den meisten Fällen an Banalität kaum zu überbieten. Da gibt es einen Standardvertrag, und in den müssen zwei Zahlen eingesetzt werden.“ Allerdings, schränkt sein Vertreter Michael Preetz ein, „wird es wohl immer Spieler geben, die ständig einen Kampfdackel an ihrer Seite brauchen“. Christoph Biermann
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