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Press-SchlagTötet sandiger Boom Mutter?

■ Der klassische Leistungssport Volleyball steht vor dem Aus

Beach-Volleyball paßt perfekt in die aktuelle Fitneßwelle und bedient überaus erfolgreich den Zeitgeist. In Berlin wurden „Event T-Shirts“ für unverschämte 59 Mark verkauft, wurde seichte Musik über den Schloßplatz gejagt und aus Restsand, Liegestühlen und Plastikpalmen eine Ersatzkaribik errichtet. Während die an kalifornischen und brasilianischen Stränden erfundene Abart boomt, geschätzte 70.000 sich das World Series geheißene Spektakel nicht entgehen ließen, könnte der deutsche Hallen-Volleyball zumindest als Leistungssport vor dem Aus stehen. Der sid attestiert eine „Führungs- und Finanzkrise“ im Deutschen Volleyball-Verband (DVV), der zuletzt einen mit 500.000 Mark pro Jahr lächerlich dotierten Fernsehvertrag von ARD und ZDF akzeptieren mußte. Die Bundesligavereine gehen mit drastisch reduzierten Etats in die kommende Saison. Wenn überhaupt. Der 1. SC Norderstedt mußte seine Männermannschaft zurückziehen, Lohhof kann sich nicht einmal ein Frauen-Zweitligateam leisten. Metternich, für die erste Liga qualifiziert, fand keinen Sponsor und verzichtete. Über die künftige Zusammensetzung der Bundesligen kann das Ligabüro des DVV noch keine Auskunft geben.

Dirk Berscheidt, DVV-Pressesprecher, sagt, man sei trotzdem guter Dinge: „Wir haben jetzt regelmäßig mehr als 50.000 Leute beim Volleyball, da haben wir vor zwei Jahren nicht mal von geträumt.“ Aber halt beim Beach-Volleyball. Daß das Tummeln im Sand beim Heranwachsen die eigene Mutter morden könnte, wie inzwischen von Beobachtern prophezeit wird, will Berscheidt nicht glauben. Es gebe, sagt der, „keine direkte Konkurrenz“: Jene Sponsoren, die in Berlin für ihre trinkbaren Produkte warben, glaubt Berscheid, hätten nie einen Bundesligaklub unterstützt. Zwar stehe Beach im Moment „im Interesse zwei Stufen über dem Hallen- Volleyball“, aber der Boom im Sand sei „eine große Chance für den Hallensport“. Nun ist ein Effekt wie beim Basketball noch nicht zu erkennen, wo Streetball den Vereinen neue Mitgliederrekorde beschert. Immerhin mag ein Interesse möglicherweise geweckt sein.

Also macht der DVV mit, in der Hoffnung, die über Beach- Volleyball Geworbenen würden sich ihre Grundlagen auch wieder in der Halle holen. Wie es ausgeht, ist im Moment schwer zu sagen, der DVV glaubt: gut. Wie oft, so fragt man heiter, spielt schon das Wetter mit, das für den Beach-Sport benötigt wird? Thomas Winkler

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