piwik no script img

■ Press-SchlagGrößter Athlet oder größter Depp?

Wie nennt man einen 1,60m- Kleinen, der den Weltrekord um 10,91 Sekunden verbessert? Ehrfurchtsvoll den größten Athleten aller Zeiten? Oder womöglich ungalant den größten Deppen aller Zeiten? Haile Gebresilasie (Äthiopien) hat sich am Mittwoch in Zürich nicht bloß damit begnügt, Weltrekord über 5.000m zu laufen: Er hat sich über die alte Bestmarke lustig gemacht. Die Frage ist: Mußte das sein? Der junge Mann ist 22. Und die Leichtathletik ein Geschäft und Theater. Und jedes große Sportfest freut sich über seinen Weltrekord – und zahlt prima dafür.

Wie das geht, weiß Moses Kiptanui genau. Auch der Kenianer ist 23 – und hat sich zu Hause in Eldoret ein Imperium zusammengelaufen. Weil er klug ist. In Göteborg war er beim Titelgewinn über 3.000m Hindernis etwas zu schnell geworden. „Als ich sah, wie weit ich vorn lag, bin ich langsamer gelaufen.“ Dort hätte er Jubel gekommen, in Zürich bekam er (mit Antrittsprämien) 130.000 Mark. Mit der neuen Marke hat Gebresilasie nun auch ihm eins ausgewischt. Ein Geschäftszweig ist womöglich für immer lahmgelegt. Aber Haile heißt Energie, und Haile sagte: „Ich war nicht ich selber, ich war weg von mir.“ Geschichtliche Relevanz? Spätestens wenn er ein richtig gutes Geschäft braucht, wird Haile wieder bei sich sein. pu

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen