■ Press-Schlag: Bitte keine Klagen, bitte Solidarität!
Klagen? Bjarne Goldbaek will ja gar nicht. Der Däne, der sich sein Geld beim 1. FC Köln meistenteils auf Bank und Tribüne verdienen muß, wäre der optimale Mann gewesen, seinen Einsatz auf der Grundlage des EU-Ausländerurteils vor einem ordentlichen Gericht einzuklagen. Will er nicht. Vorgestern hieß es, er wolle. Gestern nun sagt er, „das Ganze“ sei „lächerlich“. Goldbaek hat nur gesagt, daß „irgendeiner ja als erster klagen“ müsse. Drittens wird das Geklage jetzt so weitergehen.
Moral! Nehmen wir nur einmal an, die 36 Präsidenten der Bundesligisten entscheiden sich am Sonntag in Frankfurt, auch künftig nur drei Ausländer einzusetzen. „Solidarität“ heißt das Gebot der Stunde. Jedenfalls für den DFB. Was wird dann am Montag beim Hallenturnier in Buxtehude passieren, wenn es im Spiel um Platz 11 um wichtige Masterspunkte geht? Genau! Kölns Trainer Stefan Engels bringt den vierten Eupener. „Wir brauchen das Erfolgserlebnis“, wird er sagen, wg. Moral der Mannschaft, die dadurch gestärkt ja bekanntlich möglicherweise am Ende den Bundesligaerhalt bewirken kann.
Übrigens muß auch für den Karlsruher Stürmer Knup eine Sonderregelung gefunden werden. Der Mann muß sich für das Schweizer EM-Aufgebot bewähren. Kann er das auf der Bank? St. Paulis Anhänger werden vom DFB völlig zu Recht eine spezielle Behandlung im Falle Leonardo Manzis einfordern. Zugegeben, der Mann ist Brasilianer. Dafür kann er nicht kicken. Ist es solidarisch, ihn deshalb draußen zu lassen?
Mag sein, daß er daran glaubt, als Frau wiedergeboren zu werden. Oder als Pflanze. „Ich glaube sowieso nicht an die Solidarität“, sagt jedenfalls Franz Beckenbauer. „Wenn man sportlich denkt, sollte die Serie so beendet werden, wie sie begonnen wurde.“ Das sagt Uwe Seeler. Kein Zweifel, daß der honorige Ehrenspielführer solidarisch denkt. Außerdem hat der HSV nur drei Ausländer. Da hat keiner Grund, zu klagen. Noch nicht. pu
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