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Press-SchlagDie Alm ist zu laut

■ Bielefelder Bürger gegen Bundesliga

Das Rechtsanwaltswesen ist ein Haifischbecken: Immer mehr Jurastudenten, immer mehr Anwälte, immer mehr Streitigkeiten, aber doch nicht genug, um jedem Advokaten sein Auskommen zu sichern. Schon an den Universitäten lernen die Studenten daher am Rande einige Tricks: öffentliche Positionen und Ehrenämter anstreben oder spektakuläre Verfahren in Gang bringen.

Rechtsanwalt Hans-Hermann Schwick etwa heimste in Bielefeld Popularität als Präsident des Bundesligisten Arminia ein, sein Kollege Georg Ehrmann in der vergangenen Woche, weil er im Auftrag einer elfköpfigen Bürgerinitiative das Spiel der Arminia gegen Borussia Dortmund wegen zu großer Lärmbelästigung gerichtlich verhindern wollte. Zum Schrecken Schwicks fand Ehrmann mächtiges Medieninteresse als Don Quijotte wider Ostwestfalens Fußballbegeisterung, auch wenn das Dortmund- Spiel stattfinden konnte und der Antrag auf Entzug der Nutzungserlaubnis für das Stadion vermutlich erst heute vor dem Verwaltungsgericht Minden verhandelt wird.

Letzte Woche mußte Schwick sogar erleben, wie Vereinsmanager Rüdiger Lamm im Fernsehen der Mafiamethoden bezichtigt wurde, weil er in einem Telefonat angeblich mit dem Ausposaunen der Namen der potentiellen Fußball-Verhinderer gedroht hatte. Schwick hielt Rücksprache und ermittelte, daß Lamm „bloß“ auf die Gefahr des Bekanntwerdens hingewiesen hatte.

Im sicheren Gefühl, der Denkmalsetzung nahe zu sein, unterlaufen dem großen Rüdiger Lamm im lästigen Kleinkram des Tagesgeschäfts stetig Ausrutscher. Mal beschimpft er unmanierlich eine Rundfunkjournalistin, mal prahlt er öffentlich mit der Nichteinhaltung von Absprachen mit den renitenten Anwohnern. Daß die zugesagte Tribüne, die zum Schallschutz die Baulücke füllen soll, nicht in der letzten Sommerpause gebaut wurde, verkündete er frühzeitig. Geldmangel sorgte für den Vertragsbruch. Der Geschäftsmann Lamm weiß, daß sich ein Neubau kaum in seiner Schaffenszeit amortisieren kann, weil nach der Errichtung wegen einer Kapazitätsbegrenzung nicht jeder Platz im Stadion gefüllt werden darf. Deswegen kündigte Lamm schon mal kurzerhand Kapazitätsausweitungen an, trotz anderslautendem Vertrag. Schließlich ist er Arminia Bielefeld. Mit dem Volk im Rücken.

In Bielefeld muß Rechtsanwalt Schwick zuweilen eigenhändig mit Höflichkeit und Blumensträußen die Spuren seines Managers verwischen. Im Falle des Lärmstreits wird das nicht genügen. Anwalt Ehrmann will die Arminia nicht nur vor dem Verwaltungsgericht, sondern auch vor dem Landgericht Bielefeld verklagen. Jörg Winterfeldt

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