piwik no script img

■ Press-SchlagBetuliche Uefa fördert Geldhai-Liga

Das große Wehklagen ist vorprogrammiert. Wenn am 9. Dezember jeder Verein seine sechs Gruppenspiele in der Champions League absolviert hat und alles normal läuft, ist die europäische Saison für zwei der drei Klubs Bayern München, Manchester United und FC Barcelona beendet.

„Eine Mordsgruppe“ nennt DFB-Präsident Egidius Braun freudig die bayernhaltige Gruppe D und scheint nicht zu bemerken, daß der Todesstoß, vermittelt über die Uefa, durchaus seinen Verband treffen könnte. Schließlich ist es das vordringliche Bestreben der Initiatoren der European Football League (EFL), genau solche Konstellationen, wie sie sich nun ergeben haben, zu verhindern. Nach ihrem Wunsch sollen die renommierten Klubs möglichst lange mitspielen und der Europaliga jene Einnahmen bringen, die HJK Helsinki, Croatia Zagreb oder der 1. FC Kaiserslautern gewiß nicht garantieren.

Sanfte Reformen versprechen nun die Uefa-Funktionäre, wollen bei ihrer heutigen Exekutivsitzung eventuell ein 32er Feld beschließen, die Ausschüttungen an die Vereine leicht erhöhen, ansonsten „in Ruhe überlegen“ (Braun). Den großen Klubs dürfte diese Betulichkeit ebensowenig gefallen wie die Aussage von Uefa-Generalsekretär Aigner, daß „der sportliche und nicht der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund stehen“ müsse.

Der europäische Verband hat den Ernst der Lage offenkundig immer noch nicht begriffen. Lediglich ein gewisses Mißtrauen der Top-Klubs den Versprechungen der EFL-Initiatoren gegenüber scheint die neue „Zasterliga“ (Werder Bremens Manager Lemke) noch zu bremsen. Nicht zuletzt deshalb will sich die Agentur Media Partners bald mit dem EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert treffen, dessen Position dem Projekt Seriosität verleihen soll. Wenn es die Uefa bis dahin weiter versäumt, die Großkopferten des europäischen Fußballs auf ihre Seite zu ziehen, steht der Liga der Geldhaie kaum noch etwas im Weg. Matti

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen