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Press-SchlagDie große Krise des Lachsacks

■ Hihihihihihihihihihi, Franz Beckenbauer

Eigentlich scheint alles wie immer zu sein. Franz Beckenbauer (53) drängt es plötzlich. Also telefoniert er, bis er seine übliche Formel aufsagen kann („Ich hab' mich dann bereit erklärt“). Nun ist er auch noch ein designierter Vizepräsident und Retter eines „Lachsacks“ (Beckenbauer) – des Deutschen Fußball-Bundes.

Vielleicht ist doch nicht alles ganz so wie immer. Ob Mayer- Vorfelder, Lemke oder Assauer – kaum jemand, der sich maliziös lächelnd den Hinweis verkniffen hätte, man kenne ja „den Franz“. Tut man. Aber die Spitzen aus der Branche häufen sich, und die Begeisterung der Bevölkerung für den omnipräsenten Giesinger Postlersohn war auch schon größer. Nur noch 41 Prozent glauben, daß Beckenbauer der richtige Mann wäre, die Union zum Sieg bei der Bundestagswahl zu führen. Das ist erschütternd wenig.

Selbst als Experte hat Beckenbauer gehörig an Kredit verloren, seit er sich bei der WM hauptsächlich von einem Hotelfernseher aus mit Analysen wie „Ich nenne das eine kühle, intelligente Spielweise der Deutschen“ oder „das Team ist durchaus in der Lage, Weltmeister zu werden“ gehörig blamierte.

Man muß allerdings sagen: Es wird auch immer schwieriger für ihn, den Überblick zu behalten, angesichts seiner diversen Pflichten, wie sein Exe- und Apologet Rummenigge das gestern nannte, „vieles in Bewegung zu bringen“ – also exklusive Meinungen für diverse Arbeitgeber zu produzieren. Der Vorwurf, daß Beckenbauer überhaupt keine Fixpunkte mehr habe, von denen aus er argumentiere, stimmt so nicht. Einer ist der „Stanglwirt“ in Kitzbühel. Da sitzt er gern im Stüberl. Ein anderer ist die Bild-Kolumne, in der er sogar nachlesen kann, was er so alles zu dementieren hat. Oder gleich dementieren.

Heute, zum Beispiel, daß er jetzt auch DFB-Präsident wird. „Ich hab's nicht vor“, dementiert er und dann dementiert er das vorsichtshalber auch und sagt: „Aber ich hab' schon oft im Leben etwas nicht vorgehabt.“

Beckenbauer ist aber halt „ein Mann mit Visionen“ (Rummenigge). Eine Vision war, daß der DFB nach dem WM-Titel 1990 „auf Jahre hinaus unschlagbar“ sein werde. Bald darauf begannen ja dann auch die Landschaften im Osten zu blühen. Vielleicht geht es dem Mann ja wie Kohl, Dieter „Thomas“ Heck, Siemens-Vorstandschef Heinrich von Pierer, Marius Müller-Westernhagen und diversen anderen: Eigentlich haben die Leute die Schnauze gestrichen voll – aber irgendwo im Irrationalen ist eine Angst, es könnte ohne sie noch schlimmer werden.

Kann es das? Zu retten ist beim DFB eh nichts. Der ist „ein Amateurverband und wird es immer bleiben“ (Beckenbauer). Tatsächlich gibt es aber einen Unterschied zum dem DFB ohne Beckenbauer. Wenn man jetzt draufdrückt, lacht der Sack noch viel lauter als vorher. Hören Sie mal: Hihihihihihihihihihi. Peter Unfried

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