■ Press-Schlag: „Che“ Maradona gegen Diktatoren
Der Fußballer Diego Maradona hat die Stollenschuhe längst in den Schrank gestellt, und nach einigen Skandalen ist es ruhig um ihn geworden. Auch sein alter Verein Boca Juniors beweist, daß man Diego nur noch zum Brüllen auf der Tribüne braucht, denn die Mannschaft von Trainer Carlos Bianchi nimmt streng Kurs auf die Meisterschaft und festigte am Sonntag durch ein 0:0 beim Erzrivalen River Plate die Tabellenführung.
Der Rückzug ins Private ist jedoch kein Grund für Argentiniens Nationalheiligen, sich aus dem öffentlichen Diskurs herauszuhalten. Während Argentiniens Innenminister die Verhaftung des chilenischen Ex-Diktators Augusto Pinochet in London eher vorsichtig kommentiert – wohlwissend, daß sich im eigenen Land etliche Militärs tummeln, die Argentinien nicht mehr verlassen können, weil sie mit internationalem Haftbefehl wegen ihrer Verbrechen unter der Diktatur gesucht werden –, gibt Maradona offen zu: „Ich bin glücklich über die Sache mit Pinochet, denn wer mordet, muß dafür büßen.“ Um gleich hinzuzufügen, daß er sich wünsche, „daß den argentinischen Diktatoren das gleiche geschieht“.
Bei einem seiner letzten Spiele vor zwei Jahren in der Bombonera, der Bonbonschachtel, wie das Stadion der Boca Juniors genannt wird, zog er gleich nach Spielende sein Trikot aus. Der Grund: Alle sollten seine brandneue Che-Guevara- Tätowierung sehen. Und das Schöne ist, daß Diego seinen Idealen diesmal treu bleibt. Die Tätowierung war keine Wasserfarbe, sondern echt, und er trägt sie heute noch. Vielleicht einer der Gründe seiner Vorliebe für ärmellose T-Shirts.
Gegen blutrünstige Diktatoren setzt Diego vor allem auf Ches alten Kumpanen Fidel Castro. Originalton Maradona: „Er mag Scheußlichkeiten begangen haben, aber er ist die letzte lebendige Geschichte in der Welt, und außerdem halte ich ihn für ein Genie.“
Und darum jetzt alle: Lang lebe Diego „Che“ Maradona! Ingo Malcher
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