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Press-SchlagNoch schweigt Mike

■ Nach Ende des Arbeitskampfes in der NBA interessiert nur eines: Wird Jordan spielen?

Kaum hatten sich die Kontrahenten die Hand gereicht und den nahezu sechs Monate dauernden Arbeitskampf in der amerikanischen Basketball- Liga NBA beendet, schon stand wieder eine ganz alte Frage im Raum: Wird Michael Jordan noch eine Saison dranhängen, oder tritt er endgültig zurück?

Der beste Spieler aller Zeiten selbst äußerte sich nicht dazu, er beschäftigt sich dem Vernehmen nach auf den Bahamas mit Golfspielen. Sein Agent David Falk wußte auch nichts zu den Spekulationen beizusteuern, nur daß Jordan (36) sicherlich eine Entscheidung treffen würde, nachdem er „den Deal analysiert hat“. Der Deal zwischen den Besitzern der NBA-Klubs und der Spielergewerkschaft kam am Mittwoch morgen 6 Uhr Ortszeit nach zehnstündiger Marathonsitzung zustande. Gerade rechtzeitig. Gestern hätten die Besitzer sonst die gesamte Saison abgesagt. Innerhalb der nächsten zehn Tage wird nun die Abmachung, die die nächsten sechs Jahre gelten wird, von den Anwälten ausformuliert und von beiden Seiten unterschrieben. Dann erst ist die Aussperrung offiziell beendet, und die Teams können mit Spielern verhandeln und ihre Trainingscamps organisieren. Die reguläre Saison wird nicht vor dem 1. Februar beginnen und von bisher 82 auf ungefähr 50 Spiele verkürzt werden.

Damit es doch noch zu einer Einigung kommen konnte, mußten beide Seiten Zugeständnisse machen, die nicht zu erwarten gewesen waren. Die Besitzer müssen ca. 55 Prozent ihrer Gesamteinnahmen als Gehälter an die Spieler ausschütten, ungefähr zwei Prozent mehr, als sie zuletzt angeboten hatten. Die Gewerkschaft akzeptierte im Gegenzug die Festlegung von Maximalgehältern. Darauf vor allem hatten die Besitzer gedrängt, nachdem die Minnessota Timbervolves einem Spieler wie Kevin Garnett, der bis jetzt kaum mehr als ein großes Talent ist, 126 Millionen Dollar über die nächsten sechs Jahre zahlen.

Ein solcher Vertrag ist in den nächsten Jahren undenkbar, mehr als 14 Millionen jährlich sind fortan nurmehr in sehr kompliziert geregelten Ausnahmefällen drin – und das auch nur für Profis, die mindestens schon zehn Jahre in der Liga spielen. Gewinner sind so vor allem langjährige Ersatzspieler, die oft zum Minimallohn verpflichtet wurden, denn der wurde stark angehoben. Die meisten Zugeständnisse machten langgediente Profis wie Scottie Pippen, Dennis Rodman oder Charles Barkley, die als free agents nun zwar noch ihr Team frei wählen können, aber unter den alten Bedingungen sicherlich entschieden mehr hätten verdienen können.

Die Rückkehr Jordans wird essentiell sein für die NBA, wenn sie nicht das Schicksal der Konkurrenz erleiden will. Baseball brauchte drei Jahre und die epische Rekordjagd dieses Sommers zwischen Mark McGwire und Sammy Sosa, um sich von einer ähnlichen Auseinandersetzung zu erholen. Die Öffentlichkeit hatte nurmehr mit Abscheu und Apathie auf die sogenannte „battle of the millionaires“ reagiert.

Von Jordan heißt es, er habe verschiedenen Kollegen bereits mitgeteilt, er werde zurücktreten. Doch vielleicht sorgt gerade die Aussperrung und die dadurch verkürzte NBA-Spielzeit für ein Umdenken, denn schon bei seinem ersten Rücktritt hatte er als Hauptgrund angegeben, sich nur noch schwer für die lange reguläre Saison motivieren zu können. Thomas Winkler

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