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Preiserhöhung zum DezemberBahnfahren wird teurer

Die Fahrkarten im Fernverkehr kosten ab Dezember rund zwei Prozent mehr. Stärker steigen die Gebühren für die Platzreservierungen: Die kosten künftig drei Euro, 20 Prozent mehr.

Ab Dezember: Mehr Geld am Automaten nötig. Bild: reuters

Die Bahn erhöht mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember die Ticketpreise im Fernverkehr um durchschnittlich 1,8 Prozent. Im Vergleich zu den Vorjahren fällt diese Preiserhöhung vergleichsweise moderat aus.

Dennoch kann die Erhöhung bei einzelnen Positionen deutlich ausfallen: So hebt die Bahn die Reservierungsgebühr um 50 Cent auf drei Euro an das sind saftige 20 Prozent. Im Regionalverkehr erhöht sich die Transportgebühr für Zeitkarten und einfache Tickets um 2,2 Prozent. Allerdings bleibt der Preis für das Schöne-Wochenende-Ticket sowie für die meisten Ländertickets stabil. In Baden-Württemberg, Rheinland Pfalz und Sachsen kosten die Länder-Tickets in Zukunft immerhin einen Euro mehr.

Bei den "Rabatt-Karten" (BahnCards) geht das Unternehmen uneinheitlich vor: Die Bahncard 25 kostet weiterhin 57 Euro in der zweiten und 114 Euro in der ersten Klasse. Dagegen erhöht sich der Preis für die Bahncard 50 um fünf Euro auf 230 Euro in der zweiten und um zehn Euro auf 460 Euro in der ersten Klasse. Kräftig zur Kasse gebeten werden Vielfahrer mit der Bahncard 100: Sie kostet künftig 3.800 Euro pro Jahr in der zweiten Klasse und 6.400 Euro in der ersten Klasse.

Die Dauer-Spezial-Angebote werden ausgeweitet. Für 19 Euro können Fahrgäste künftig Tickets für Fahrten von weniger als 250 Kilometern Länge erhalten. Außerdem wird der Rabatt der Bahncard 25 auf das Dauer-Spezial-Ticket ausgeweitet.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierte die Erhöhung trotz der in diesem Jahr vergleichsweise moderaten Anpassung. Die höheren Fahrpreise würden weder von einer besseren Qualität noch von einem besseren Angebot begleitet.

"Wir können nirgendwo dauerhafte Kostensenkungen realisieren", verteidigt der für den Personenverkehr zuständige Vorstand Ulrich Homburg den Aufschlag. Die Bahn begründet den Preisanstieg mit gestiegenen Kosten. Denn: Weder beim Strom noch beim Diesel, so Homburg, habe der fallende Ölpreis zu nennenswerten Preissenkungen geführt.

Außerdem müsse die Bahn noch Lohnerhöhungen für die Beschäftigten ausgleichen. Mittelfristig drohen weitere Kosten. Ab 2013 wird die Bahn am CO2-Emissionshandel beteiligt. "Das wird unser System dramatisch treffen", befürchtet Homburg. Er beziffert die jährlichen Mehrkosten auf 300 Millionen Euro.

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4 Kommentare

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  • H
    Hagen

    Liebe taz,

     

    woher habt ihr den Preis von 2,50 Euro für eine Platzreservierung? Platzreservierungen kosten derzeit online 2,- Euro und am Schalter 4,- Euro für die 2. Klasse. Eine Erhöhung auf 3 Euro käme demnach nur für den Onlinepreis infrage, und das wäre dann eine Verteuerung um 50%.

     

    Platzreservierungen erfolgen mittlerweile komplett elektronisch (der Schaffner muss in der Regel keine Zettel mehr in die Leiste über den Sitzen schieben, weil die Reservierung dort in einem Display angezeigt wird). Vor diesem Hintergrund ist eine Preiserhöhung einfach nur unverschämt und durch nichts zu rechtfertigen.

     

    Hagen

     

    Siehe auch: http://www.bahn.de/p/view/angebot/preis/reservierung.shtml

  • G
    Gelegenheitsleser

    @MathiasGronau: "Die meisten Privatfahrten können geplant werden, so dass die Fahrgäste die Angebote wie das Dauer-Spezial nutzen können, die überhaupt nicht teurer werden." Dem ist leider nicht so. Viele Privatfahrten sind durchaus zeitlich gebunden. Oder die Fahrgäste können sich nur sehr kurzfristig für einen konkreten Zug entscheiden. Letzteres ist bspw. bei meinen wöchentlichen Heimfahrten der Fall - je nach Feierabend kann ich um 12, 14, 16 oder 18 Uhr fahren, weiß das aber in der Regel erst am gleichen Tag vormittags. Irgendwelche Dauerspezials mit Zugbindung scheiden da völlig aus. Und bei länger planbaren Urlaubs- oder Besuchsfahrten gab es in der Regel schon Wochen vor dem vorgesehenen Termin kein einziges Sonderangebot mehr. Ich merke die Preiserhöhung daher schon deutlich, nicht diese einzelne, aber die ständigen Erhöhungen über die Jahre. Einig sind wir uns natürlich hinsichtlich der fehlenden Logik der DB-Preise. Wer jemals in der Schweiz oder Tschechien Bahn gefahren ist, der weiß, wie gut ein einfaches Preissystem funktioniert.

  • S
    Simon

    OK, das Dauer-Spezial wird diesmal nicht teurer. Schön. Kommt dann im nächsten Sommer.

    "wer den Normalpreis zahlen muss, wird die Preiserhöhung [...] nicht bemerken."

    Soso. Ich kann ja jetzt mal eine Pendelgeschichte erzählen. Ich bin Schüler auf dem 2. Bildungsweg, mache mein Abi nach, und bekomme Bafög. Meine Schule ist im Nachbarort, etwa 12 km entfernt. Schülertickets bekomm ich nicht, Student bin ich auch nicht, also zahle ich den ganz normalen Fahrpreis. Die Strecke ist von der Bahn teilprivatisiert, nennt sich 'Euregiobahn', was eigentlich nur wenige Folgen hat, und keine mir bekannten positiven. So kann man auf dieser Strecke keine Rabatte mit der Bahncard bekommen, und auch ein Lösen von Anschlusstickets ist in den Zügen nicht möglich. Auf den Linien der DB ging das meines Wissens nach immer problemlos.

    Ich fahre die Strecke schon seit einigen Jahren, vorher aus Münster zur Arbeit nach Enschede in den Niederlanden, das wurd mir dann zu teuer und ich bin näher an die Grenze gezogen. Als ich anfing, die jetzige 12-km-Strecke zu fahren, kostete ein Ticket (Preisstufe 3) 2,40 €. Als ich mit der Schule im Sommer 2008 anfing, waren es 2,80. Im Moment ist der Preis 3,10. Ab Dezember wird dann wohl noch einmal 10 Cent aufgeschlagen werden... Das heißt, ich zahle pro Tag im Moment 6,20. Da kommt man im Monat auf 124€. Es lohnt sich leider kein Monatsticket, außerdem hab ich soviel gar nicht übrig. Muss vom Bafög ja auch noch jede Menge andere Fixkosten begleichen. Mit 4er-Tickets kann man pro Tag ungefähr einen Euro sparen, aber etwa 100 Euro bleiben im Monat. Das bekomm ich nirgends wieder, nichts wird mir erleichtert, ich muss es einfach zahlen. Bzw ich muss am Ende des Monats schwarz fahren, weil ich mich ansonsten entscheiden muss: abends etwas zu Essen haben, oder zur Schule fahren. Bei einer Preiserhöhung von 10 Cent sind das im Monat 4 - 5 Euro mehr. Das mögen für einen Bürger, der kein Problem damit hat, mal eben 140 Euro für ne Bahnfahrt rauszuwerfen, Peanuts sein, für mich ist das 'ne Packung Hühnerfrikassé, 'n halbes Kilo Reis, 'n halbes Kilo Nudeln, Soße zum Braten, ein Liter Milch, 3 Liter Mineralwasser, ein dunkles Brot und 'ne Packung Jagdwurst. So Pi mal Daumen.

     

    Danke an die taz, dass ich es diesmal nicht erst vom Automaten erfahren muss.

  • MG
    Mathias Gronau

    So ein langer Artikel um eine Preiserhöhung, die die meisten Bahnbenutzer überhaupt nicht bemerken werden. Die meisten Privatfahrten können geplant werden, so dass die Fahrgäste die Angebote wie das Dauer-Spezial nutzen können, die überhaupt nicht teurer werden. Auch wer den Normalpreis zahlen muss, wird die Preiserhöhung aufgrund des Chaos bei den Fahrpreisen nicht bemerken.

    Mich persönlich stören vielmehr die nicht nachvollziehbaren Fahrpreise, bei denen ich den Eindruck habe, dass sie ausgewürfelt werden. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Ticket für 2 Personen von Essen nach Hamburg und zurück kostete im Sommer dieses Jahres ohne Reservierung 143 Euro (1. Klasse mit Bahncard 25, 2 Monate vor Fahrtantritt gekauft). Ein Ticket von Lübeck nach St. Peter-Ording, das ich am gleichen Tag kaufen wollte (einfache Fahrt, die anderen Parameter sind die gleichen), sollte EUR 142 kosten. Die erste Fahrtstrecke ist etwa 750 km lang, während die zweite 150 km beträgt. Die Logik, die hinter dieser Preispolitik steckt, hat sich mir bis heute nicht erschlossen. Und so lange die Bahn es nicht schafft, wenigstens etwas System in die Fahrpreise zu bringen, kann ich mich über die Preiserhöhung beim besten Willen nicht aufregen.