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Prediger Bushiri auf der FluchtWundersamer Wunderheiler

Der umstrittene Prediger Shepherd Bushiri und seine Frau sollen in Südafrika vor Gericht. Sie konnten aber in Bushiris Geburtsland Malawi fliehen.

Shepherd Bushiri: selbsternannter Prediger aus Malawi und seine Frau vor Gericht Foto: Gallo Images/Frennie Shivambu/Getty Images

Johannesburg taz | Wie kann ein auf Kaution freigelassener Untersuchungshäftling ohne Papiere Südafrika verlassen und in Malawi wieder auftauchen? Der mysteriöse Vorfall, der am Sonntag bekannt wurde, lässt die südafrikanische Justiz lächerlich aussehen und wirft ein Schlaglicht auf Korruption im Innenministerium und mangelnde Kontrolle an den Außengrenzen.

Flüchtig sind Shepherd Bushiri, ein selbsternannter Prediger aus Malawi, und seine Frau Mary. Sie sind in Südafrika wegen Betrugs, Diebstahls und Geldwäsche angeklagt, mit einem Gesamtschaden von 102 Millionen südafrikanischen Rand (5,6 Millionen Euro). Im Oktober wurden sie festgenommen.

In ihrer Kirche Enlightened Christian Gathering, die in Südafrikas Hauptstadt Pretoria basiert ist, hatten sie angeblich Aids geheilt und Tote wieder zum Leben erweckt. Nebenbei leitet Bushiri eine Investitionsfirma.

Gegen eine Kaution von 200.000 Rand (11.000 Euro) blieben die beiden auf freiem Fuß. Ihre Pässe mussten sie bei der Staatsanwaltschaft hinterlegen. Dann aber verschwanden sie aus Südafrika nach Malawi zufällig genau zur selben Zeit, als Malawis neugewählter Präsident Lazarus Chakwera, ein ehemaliger Kirchenführer, von einem Staatsbesuch aus Südafrika nach Hause zurückflog. Malawis Regierung dementiert jeden Zusammenhang.

„Fragen zur Sicherheit unserer Nation“

Südafrikas Behörden hätten das verhindern müssen, regt sich Angel Khanyile von der oppositionellen DA (Democratic Alliance) auf: „Bushiris Flucht wirft Fragen zur Sicherheit unserer Nation auf, wenn Grenzkontrollsysteme durch Korruption und Schmiergelder manipuliert werden können.“ Das sei besonders problematisch angesichts des Aufschwungs religiöser Aufstände im benachbarten Mosambik, wo islamistische Rebellen aktiv sind.

Khanyile nannte Bushiris Verschwinden einen „Schlag ins Gesicht“ für all die südafrikanischen Opfer seiner Verbrechen. „Offensichtlich hindert nichts Verbrecher daran, sich der südafrikanischen Justiz zu entziehen, indem sie über eine Grenze hüpfen.“

Südafrikas Grenzen sind notorisch schlecht bewacht, was normalerweise eher in umgekehrter Richtung ein Problem darstellt, wenn illegale Einwanderer in Südafrika auftauchen.

Innenminister Aaron Motsoaledi hat zwei hohe Beamte suspendiert, die mit dem Zirkus Bushiri Verbindungen unterhalten sollen. Angeblich läuft ein Auslieferungsverfahren. Der Prediger selbst hat sich aus Malawi zu Wort gemeldet und behauptet, er und seine Frau hätten aus Angst um ihr Leben fliehen müssen.

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