piwik no script img

Precht im ZDFDer redegewandte Dressman

Am Sonntag geht der Philosoph Richard David Precht im ZDF auf Sendung. Er löst Peter Sloterdijk ab. Der Großmeister verschwindet, der Übersetzer kommt.

In der ersten Sendung geht es um das Bildungssystem – TV-Philosoph Richard David Precht. Bild: ZDF/Cristian Pirjol

Man kann den Wechsel von Peter Sloterdijk zu Richard David Precht im Bereich der TV-Philosophie je nach Neigung als Verfallsgeschichte oder als Aufklärungsfortschritt beschreiben. Auf YouTube gibt es ein Video, wo sich ein Paar über diese Ablöse unterhält. Die Frau – eine über 50-Jährige in „spätidealistischer Stimmung“ (so Sloterdijk über Prechts Publikum) – ist erfreut darüber und sagt zu ihrem bedauernden Mann: Ich will verstehen, aber du hast gehobene Ansprüche, du willst weiterhin nichts verstehen.

Tatsächlich ist aber weder bildungsbürgerlicher Dünkel noch antiintellektuelles Ressentiment angebracht. Denn das, was bei diesem Wechsel in erster Linie stattfindet, ist eine – keineswegs zufällige – Figurenablöse. Die Philosophie kann im Fernsehen auf mehrere Arten präsent sein: durch Inhalte, durch die Form einer Gesprächskultur und durch Figuren, die sie repräsentieren.

Als Figur gab Peter Sloterdijk den Großmeister. Das ist eine Inszenierungsform, für die allgemeine Verständlichkeit kein vorrangiges Ziel ist. Die Dame aus dem Video hat aber schon recht, wenn sie von einem Nichtverstehenwollen spricht: Das Publikum will den Großmeister gar nicht verstehen, es will an ihn glauben.

Es will glauben, dass er Träger des Wissens ist. Deshalb ist das Nichtverstehen Teil der Faszination dieser Figur. Dementsprechend war Sloterdijks Programm nicht das Erklären, sondern die Bestätigung, dass es ein anderes Wissen, eine nichtempirische Weltbetrachtung gibt, und die Versicherung, dass es Leute gibt, die dieses Wissen verwalten und verkörpern.

Büchermenschen aus „Fahrenheit 451“

In gewissem Sinn erinnerten er und sein Quartett – diese strukturell männliche Runde, der auch gelegentliche Frauenbesuche nichts anhaben konnten – an die Büchermenschen aus Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“, die sich in die Wälder zurückgezogen haben und dort Bücher memorierten, um sie vor dem Vergessen zu bewahren. Über zehn Jahre hinweg haben diese Büchermenschen im TV ordiniert und offensichtlich einem Publikumsbedürfnis entsprochen.

Richard David Precht stellt einen ganz anderen Intellektuellentypus dar, den Typus des Übersetzers: Das ist jener, der die Unübersehbarkeit des Wissens überbrücken hilft, der Theorie in Alltagssprache übersetzt. Precht hat ein pädagogisches, ein volksbildnerisches Programm. Verständlichkeit ist demnach für ihn zentral.

Und wenn das einem Bedürfnis entsprechen sollte – das wird man ja erst an den Einschaltquoten sehen, die Verkaufserfolge seiner Bücher legen das jedoch nahe –, wenn dies also einem Bedürfnis entspricht, dann hat das doch etwas Erfreuliches: ein Publikum, das nicht in Ehrfurcht erstarren, sondern selber denken möchte, ein Publikum, das einen Dialog auf Augenhöhe der Faszination von Großmeistern vorzieht. Denn dieses Gefühl gibt Precht dem Publikum: auf Augenhöhe zu sein, mithalten zu können und gemeint zu sein.

Das entspricht den Bedürfnissen einer „Gesellschaft der Singularitäten“ (Pierre Rosanvallon). Der Übersetzer stellt also Verbindlichkeit her, nicht Distanz. Das ist aber zugleich sein Vorteil und sein Problem. Denn was macht Precht? Er zieht die Differenz ein – die Differenz zu einer anderen Wissensordnung als der alltäglichen, die Differenz zu einer anderen Sprache als der Alltagssprache.

Alles ist übersetzbar

Während Sloterdijk einen fremden Diskurs vorführt, eine andere Art, über die Welt zu sprechen, bestätigt uns Precht, dass wir alles verstehen können, alles übersetzbar ist, es keine Fremdheiten gibt. Während Sloterdijk einen anderen Wissensort offenhält, setzt Precht die Alltagswelt absolut. Das ist der Kern seiner Mainstreamkompatibilität. Prechts Problem ist nicht, dass er zu wenig Niveau hat, Prechts Problem ist, dass er als redegewandter „Dressman“ alle Forderungen einer medialisierten Warenwelt erfüllt, dass er sie also übererfüllt.

Es wäre aber völlig verfehlt, daraus seine höhere TV-Kompatibilität abzuleiten. Sloterdijk und Precht sind vielmehr gleichermaßen fernsehtauglich - wenn auch aus gegenteiligen Gründen. Bei dem einen leistet das die Eitelkeit der Gegenbehauptung, des Unzeitgemäßen, der Überlegenheit des Wissenden, bei dem anderen diejenige des Informierten, die Eitelkeit der Normerfüllung.

"Precht", So., 23.25 Uhr, ZDF

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

22 Kommentare

 / 
  • KA
    Künstlerin aus WI

    wattkiller, fünfzehn, sechzehn, warum so ordinär viele protzige megaleuchter?

    mikrofone haben versagt! prechts sonore raumfüllende stimme neben hüthers nicht ausbalanciertem Gehauche.

    um kontrovers oder anders falsch, darum geht's nicht.

    Nein. nur um mitternacht, wenn alles schläft.Dann

    kommt ein bildungsformat - husch - zu uns in's körbchen. Leider aber auch nur eins!

    "precht" rüttelt mit großem Idealismus auf.

    Doch nicht nur schule macht dumm, sondern

    auch der allergrößte rest fernsehen!

    soll der mainstream denn wirklich, ganz wirklich mit aller geballter gewalt wie einer späten sendezeit, für immer dumm gehalten werden?

  • F
    Freigeist83

    Die Sendung war einfach großartig!!

     

    Mir wurde aus der Seele gesprochen.

    Herzlichen Dank dafür an Precht und Hüther!!

     

    Dass beide mit diesen Ansichten bei einem Großteil der Deutschen nicht auf Gegenliebe stoßen würden, war ihnen klar, wie Precht in seinen letzten Sätzen deutlich gemacht hat, und trotzdem ändert es nichts an der Wahrheit des Thematisierten.

    Also nocheinmal: Es war mir ein inneres Fest!

  • T
    tempogiusto

    GEIST IST GEIL! In "Brehms Tierleben" noch nicht aufgeführt – aber jetzt im TV zu sehen. Einige hübsche Zitate zur ZDF-Schnurre:

    "Eine Sache, die überzeugt, ist deshalb noch nicht wahr: sie ist bloß überzeugend. Anmerkung für Esel." (Friedrich Nietzsche)

    "Wir neigen von Natur aus dazu, auf Experten zu hören – sogar auf Gebieten, wo es vielleicht gar keine Experten gibt." (Nassim Taleb in "Der Schwarze Schwan")

    "Überzeugungen hat nur, wer nichts vertieft hat." (Emile Cioran)

    "Auf jede heikle und komplizierte Frage gibt es eine ganz einfache, klare Antwort, die falsch ist." (Henry Louis Mencken)

  • T
    TVC15

    Herr Sloterdijk hat Herrn Precht hervorragend charkterisiert. Sinngemäß hat er ihn nämlich als so etwas wie den André Rieu der deutschen Populärphilosophie für ein spätidiealistisches Publiukum beschrieben. Wunderbar! Für mich gehörte das Philosophische Quartett mit Sloterdijk und Safranski zu den besten und anspruchsvollsten Talksendungen im deutschen Fernsehen. Sehr schade, dass es dieses Format nun nicht mehr gibt und wir uns stattdessen von einem rehäugigen Dressman, der sein Hemd immer einen Knopf zu weit offen hat, intellektuell unterhalten lassen müssen. Dass er dann auch gleich noch Gerald Hüther als ersten Gesprächsgast einladen musste (eine Diskussion oder Debatte fand bei diesem Feelgood-Termin ja nicht statt), spricht Bände. Da haben sich zwei auf esoterischer anstatt auf philosophischer Ebene getroffen und ausgetauscht. Dem spätidealistischen weiblichen Publikum jenseits und diesseits der fünfzig wird es indes gefallen haben, wie das wunderbar wissend lächelnde Rehauge sie mit einem philosophischen Bonmot in die Nacht entließ. Sweet Dreams.

  • V
    viewlab

    Vielleicht sollte Isolde Charim lieber für die FASZ schreiben ...

  • EW
    Elke W.

    Dass R.D. Precht hier heftige Kritik erntet war zu erwarten. Ein junger, noch dazu gutaussehender, eloquenter,Philosoph muss mit Neidern aus der ewig gestrigen Clique rechnen. Noch dazu, wenn er irgendwie durchschaubar recht hat mit seiner Kritik an unserem wenig erfolgreichen Schulsystem, das leider immer noch auf Kosten Vieler soviel Talente/Ressourcen verliert, wie es sich unser Land nicht ernsthaft leisten kann.

    Sicher liegt das nicht nur an den Schülern und auch nicht an den Lehrern, die von der Schulpolitik genauso im Stich gelassen werden wie die Familien. Sie sollten sich nicht immer und überall angegriffen und verantwortlich fühlen.

    Das Bälle-zu-spielen zwischen Precht und Hüter mag man kritisieren, inhaltlich kann ich nur nicken.

    Und wer sagt denn, dass nur ein polarisierendes Streitgespräch ein gutes Gespräch ist?

    Es ist wohltuend, wenn zwei Visionäre eine bessere Zukunft denken und hier möchte ich an Precht`s Zitat anknüpfen: erst wird es abgelehnt, dann bekämpft und schliesslich hat es jeder schon gewusst und kommen sehen!

    Aus den bisher gelesenen Kritiken höre ich, dass natürlich jeder seine Sichtweise und Erfahrung berücksichtigt sehen möchte. Diese Erwartungshaltung muss enttäuscht werden.

    Deshalb haben diese beiden klugen Männer nicht weniger recht auch nicht wenn sie sich ausserordentlich einig waren.

  • WR
    Wolf R.

    Oh je, warum soll man jemandem zuhören, der über Bildung reden will und dann in der Einleitung schon einen fetten Bock schießt.

     

    "Ein Kind das Abitur macht, hat auf diesem Weg 100.000 Stunden Schulunterricht erlebt, erduldet, erlitten."

     

    ... das wären dann in 13 Jahren jeden Tag ca. 21 Stunden Schule.

     

    Dass Schüler heutzutage einfachste Überschlagsrechnungen nicht hinbekommen, wird ja oft beklagt. Früher war's aber offensichtlich auch nicht besser und wir haben's überlebt. Und manche kommen damit sogar in die Medien. Vielleicht müssen sie aber auch dahin.

  • GJ
    German JaCobi

    PRECHTIG, PRECHTIG ...!! Wie zu hören, bemüht Richard David Precht sich, die ZDF-Zuschauer nicht mit Maschinengewehrsalven aus seiner Denkbeule nieder zu machen. Und solange er nicht realisiert hat, daß das gesamte Wissen der Menschheit um ein recht großes, kerniges Bewußtseinsloch herum entstanden ist, das sich mit dem Ziel aller wahrnehmbaren Existenzen und dem "Vehikel" dorthin ausfüllen läßt, werden auch weiterhin die allermeisten Hirngeschöpfe mit schrecklich vielen Problemen, Konflikten und Krisen belastet. Denn dieses Bewußtseinsloch sorgt auch dafür, dß Gerechtigkeit nur ein "ordentliches Gefühl" ist, das auch das "unordentliche Gefühl Liebe" ungerechten Machtinteressen überläßt und damit den Unterhalt der Rechts-, Politik- und Medienwirtschaft immens fördert. ALLE PHILOSOPHIE ENDET AM ANFANG, kennt man das "GROSSE KLEINMALZWEI" ... Dürfen sich ZDF-ler also auf viele weitere, langweilige Talks zweier Dichter und Denker auf einem Stuhl freuen?

  • UA
    Ute Andrä

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Die Sendung von Herrn Precht war für das ZDF unzumutbar. Es sprechen Leute über das Bildungssystem, die keine Ahnung haben. Als Lehrerin weiß ich wovon ich rede. Wäre es eine Loriot Sendung gewesen ( Hüther als Loriot und Precht als Evelyn Hamann ) hätte ich mich über die Satire amüsiert. Loriot und Hamann hätten es auch verdient im ZDF aufzutreten. Der Hirnforscher Hüther scheint mir eine neurotisierte Person zu sein (Gestik, Mimik). Sie sollten sich die Leute vorher genauer anschauen!

     

    Über das inhaltsleere unprofessionel wirkende Geplauder der beiden ( die bestimmt eine Stange Geld bekommen haben, die den visionären Harz IV Emmfängern zugute kommen könnten) möchte ich mich nicht äußern. Der Gipfel jedoch war, Kinder mit dem Down-Syndrom ins Spiel zu bringen. Ich bin Lehrerin, die diese Kinder unterrichtet. Erstens weiß der verehrte Hirnforscher nicht, dass man nicht mehr von Trisomie 21 spricht. Ich finde es eine Missachtung den Kindern gegenüber im letzten Satz zu sagen, es gäbe Kinder mit Trisomie 21 die Abitur gemacht und studiert hätten. Was meinen Sie wie Eltern auf diesen Satz reagieren, die Kinder mit dem Down- Syndrom haben. Ich bin froh, wenn ich ab und zu ein Kind auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt unterbringen kann. Warum laden Sie nicht mal Leute wie mich von der Basis ein zu Ihren Talk-Shows, die wirklich aus dem Leben sprechen. Schade, dass sich die öffentlich rechtlichen auf das Niveau der privaten Sender herunterlassen.

     

    Falls Sie mal wieder jemanden von der Basis brauchen: Ich kann Ihnen von der Erziehungshilfeschule über die Förderschule, Schule für Geistigbehinderte, Werkrealschule bis zur Berufsschule alles erzählen.

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

    Ute Andrä

     

    PS. Über eine Antwort würde ich mich freuen, auch würde ich die beiden Small Talk Herren gern kontaktieren.

  • IH
    Ingrid H.

    Man mag über Precht denken, wie man will.

    Die heutige Sendung fand ich als überfälligen Denkanstoss so dringend, dass ich notwendige Wiederholungen am Vormittag, Nachmittag und im frühen Abendprogramm wichtig fände. Ich hätte gerne manche Eltern im Bekanntenkreis angerufen und aufmerksam gemacht, doch um diese Uhrzeit sind höchstens Renter wie ich noch aufmerksam um an Neuen interessiert.

    Wieviele Lehrer, Schüler, Eltern, Politiker können es sich leisten, um diese Uhrzeit noch Wichtiges am Sonntag im Fernsehprogramm verfolgen, wenn morgens um 6 Uhr der Wecker klingelt.

    Leider ist es aber bezeichnend für die Programmmacher aller Fernsehsender, dass wirklich informative und kreative Sendungen nicht nur der breiten Öffentlichkeit nicht genug "schmackhaft" gemacht werden, sondern auch noch so spät gesendet, dass 98 Prozent der Bevölkerung davon gar nichts mitbekommen kann. Mut gehört eben auch dazu, nicht nur an Einschaltquoten zu denken.

    Bildungsauftrag für Medien sollte schon i.d. Schule gelehrt werden.

    Mit freundlichen Grüßen I.H.

  • IB
    Inés Brock

    Schrecklich diese Selbstgerechtigkeit und Arroganz, was ist denn das für ein Gespräch, das den Gesprächspartner zum "Nicken" zwingt. Herr Precht will ja gar nichts von Hüther wissen, sondern von Ihm bestätigt werden. Ich schaue die Sendung gerade und es ist schwer auszuhalten, der Wert dieser Sendung ist Selbstdarstellung eines Mannes, der sich für unwiderstehlich hält. Bedauerlich, dass so jmd. Philosoph genannt wird. Damit tut sich das zdf keinen Gefallen!

    • @Inés Brock:

      "Argumentum ad Hominem", damit tut sich Inés Brock keinen Gefallen...

       

      Auch wenn Kim Jong Un bestehende Menschenrechtsverstöße in Deutschland (die es gibt) ansprechen würde, werden sie durch die eigenen Taten und Auftreten nicht unwahrer.

       

      Inés Brock sollte mehr auf den Inhalt achten, als alleinig emotional auf die Person (Argumentum ad Hominem).

      Tipp: Besser bei "Berlin Tag & Nacht" (oder "Wien Tag & Nacht"), den X-Diarys, den Liebischs etc. bleiben.....

  • BF
    brain freeze

    Gelegentliche persönliche Kausalverbindung von Schlafstörung und Philosophischem Quartet wird für mich nicht aufgelöst durch ein paar Phrasen und ein bisschen Provokation des "Neuen". Freiwillig werde ich auch Precht nicht zuhören.

     

    All in all: Belanglosigkeit ohne Unterhaltungswert - auch Precht keine Einschlafhilfe trotz angestrengt hypnotisch-affektierten Stierens in die Kamera, all das stumpft nur ab.

     

    Welcher von beiden eitler ist, bleibt da bedeutungslos.

    • @brain freeze:

      "Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz!"

  • LD
    Leo D.

    Die Bücher von Precht waren schlecht, warum sollte das bei einer TV-Show mit ihm anders werden?

     

    Ein Gutmensch, der mit cleverem Marketing seiner Durchschnittsliteratur finanziell ausgesorgt hat und nun den Proles zu Bildung verhelfen will. Selten so gelacht.

  • T
    Thinley

    Dieser Neoliberale mag ich genau so wenig wie die FDP

  • CC
    Claus Carstensen

    Ich habe mir die Talkshow angesehen, als er die 'Altenarbeit' propagiert hat. Da waren zwei SPD-Mitglieder dabei und jedesmal als die ihm sagten, das wäre dann Zwangsarbeit. ist er schön abgegangen. Dabei hatten sie natürlich recht...

     

    Menschen, die ihre Arbeitsleisung hinter sich haben und nun ihren Ruhestand genießen dürfen, sollen noch mal ran?

     

    Das ist ganz mies, Herr Precht.

     

    Legen Sie mal den Stift beiseite und arbeiten in einem Behinderten- oder Seniorenheim

     

    Habe ich beides getan, und das rückt die Perspektive ein wenig zurecht.

    • @Claus Carstensen:

      @ Claus Carstensen 4v4

       

      Evtl. hat Precht Zivildienst geleistet, und wirklich mit Alten und Behinderten zu tun gehabt? Und nun?

      Das gibt niemand einen "Heiligenschein". 50 Jahre Pflegedienst machen niemand zu einem besseren Menschen als z.B. der, der einmal 50 Jahre lang an der genetischen Aufwertung des Menschen geforscht haben wird. Ich nehme das gerne als Gegenstück, weil irgendwelche "Eso-Emo-Müsli-Nazis" aus verdrehten "ethischen" Gründen etwas gegen jede Form der Verbesserung des Menschen haben.

       

      Wenn man mich nicht nach der Musterung und verlangter aber ignorierter Gewissenserklärung vergessen hätte, hätte ich auch Zivildienst geleistet (oder totalverweigert).

      Nein, dass muss die Perspektive keineswegs "zurechtrücken".

      Wenn ich mich verändert hätte, dann sicher nicht zum netten Pfleger.

      Ich wäre im besten Fall absolut gleichgültig geblieben, hätte kein "freundliches Wort" mit den Alten und Behinderten gewechselt.

      Ich wäre einfach nicht der Typ dafür ("Sozialtrara", Ich treffe auch keine Menschen ohne speziellen Grund).

      Das muss man akzeptieren! Solche Arbeit hätte in mir höchstens Verachtung für pflebedürftige Personen schaffen können.

      Heute sind sie mir höchstens Gleichgültig. Was aber nichts schlechtes ist. So gleichgültig wie jeder Mensch den ich nicht kenne. Also eine Form der Gleichbehandlung.

    • @Claus Carstensen:

      @ Claus Carstensen 3v4

       

      Wenn ich an der Klippe liege, und am einen Arm habe ich den Altenpfleger und Familienvater von 4 Kindern mit so einer Einstellung, und am anderen Arm hängt der "Nerd", der am "Human Genetic Engeneering" (also der genetischen Aufwertung des Menschen, ala "Designerbaby" etc.) arbeitet, und keine Kinder hat, wen lasse ich wohl fallen, um den Anderen zu retten? Nein, es ist NICHT der Pfleger und Familienvater.

      Aber ich würde auch nicht die Merkel retten, wenn am anderen Arm ein todkranker Kinderschänder hängen würde. Aber das hätte einen anderen Grund. Da ich dann ganz legal ohne bestraft werden zu können (mir ist nicht bekannt, dass ich mich gegen den entscheiden müsste, der eh bald stirbt), die Merkel ausschalten dürfte ;-) .

       

      Habt "ihr" (wer sich angesprochen fühlt!) "Malocher" schon mal darüber nachgedacht, dass "ihr" viel weniger Arbeitet, als eure Vorfahren vor 100, 200, 500, 1000 Jahren?

      Seit ihr deswegen "faul" (uhoh, DAS Schimpfwort in Deutschland)? In 15-25 Jaren ist Schluss mit Arbeit für die man nicht studiert.

      Auch Handwerk jeder Art (Kunst und Kunsthandwerk erfodert noch Kreativität, das ist am Anfang noch etwas anderes) sowie Verwaltungs- und Büroarbeit.

      Ja, Philosophen sind dann noch da, wärend Pfleger so Geschichte sind, wie heute die Schiffszieher.

      Würde man Philosophen wie Görtz oder Precht (aber auch personen wie Schramm, Pispers etc.) statt Berufspolitikern mit Wirtschaftsinteressen wählen, könnten wir heute schon besser leben. Noch 15-25 Jahre, und die Politik und die Schaafe, äh das Volk werden einsehen dass das Goldene Kalb "Vollbeschäftigung" bzw. "Arbeitsplätze" tot ist. Dass es kein Ziel mehr sein darf Arbeitsplätze zu schaffen, sondern wegzuautomatisieren wo es geht.

    • @Claus Carstensen:

      @ Claus Carstensen 2v4

       

      Niemand muss Behinderte oder Alte Menschen gepflegt haben. Das macht einen Menschen auch nicht zu einem besseren Menschen.

      Da ist mir der Ingenieur der dafür sorgt, dass Menschen arbeitslos werden (etwas positives, auch wenn es nicht so klingt) unendlich liebver, als ein Pfleger der Alte und Behinderte pflegt. Der Ingenieur (bzw. ein anderer) wird irgendwann den Roboter fertig entwickeln, der einen Pfleger zu 100% ersetzen kann.

      Lieber einen künstlich freundlichen Roboter von dem es beliebig viele gibt (jeder kann sich auch selbst einen oder zwei... "halten", wie heute einen Gebrauchtwagen, im Alter auch gestellt von der KV oder PV), als frustrierte Pflegedrohnen.

      Oder will mir da jemand in der Aussage widersprechen? Oder woll ihr dann wirklich noch diese Arbeit machen? "Arsch abwischen", obwohl es unnötig ist?

      Heute ist es noch jnötig, aber wenn es nicht mehr nötig ist, wäre es entwürdigend für alle Beteiligten. Das hat auch nichts mit "zwischenmenschlichem" blablub zu tun, dafür können die Menschen auch besucht werden. "Euch" (wer meint, es solle nicht von Robotern übernommen werden) geht es doch nur um euren Arbeitsplatz, das ist verwerflich. Ich will nicht von einem Menschen gepflegt werden. Habe mich auch nicht bei der Musterung ganz ausgezogen. Dann lieber tod.

      Wenn ich aber von meinen Haushaltsroboter (der auch vorher schon putzt, kocht etc.) im Alter gepflegt werde, ist diese Maschine wie ein Rollstuhl. Und welcher Gehbehinderte würde schon auf seinen Rollstuhl verzichtewn, um zwei Pflegern die ihn rumtragen einen Arbeitsplatz zu verschaffen?

    • @Claus Carstensen:

      @ Claus Carstensen 1v4

       

      OK, ich kenne Prechts "Altenarbeit" nicht.

      Ich habe hier eher Fragen wegen "Menschen, die ihre Arbeitsleisung hinter sich haben und nun ihren Ruhestand genießen dürfen".

       

      Darf ich hier jemand vermuten, der Nichtarbeit als etwas verwerfliches ansieht? Auch dann, wenn die Person gar keine Transferleistungen ala Hartz4 bezieht (in Pöbelsprech niemand "auf der Tasche liegt").

      Nur soviel durch Gelegenheitsarbeit, medizinische Studien etc. verdient, um z.B. von 500/Monat leben zu können (ohne zu hungern oder frieren).

      Solche Menschen gibt es. Einen alten Arzt der gleich beim ersten Kontakt fragt was man arbeitet, und einen abschätzig ansieht und einen Spruch ablässt, wenn man nicht arbeitet. Irrelevant ob man H4 bezieht oder nicht. Sein Name kommt aus dem Raum Dortmund, seine Sprechzimmereinrichtung enthält Bergbau und Schalke-"Gedöns". Eine Ruhrpott-Malochermentalität (Lebensberechtigung und primärer Sinn durch Arbeit), der sich evtl. wegen seiner Herkunft "schämt" dass er studiert hat. Man kennt ja diese Sprüche ala "du hälst dich wohl für was besseres" aus diesem Millieu der Ruhrpottler, Mitte des letzten Jahrhunderts.

      Die sich selbst aufgrund von Minderwertigkeitskoplexen beleidigt fühlen, wenn einer der ihren eben nicht ihr Leben teilen will, wenn er/sie Abitur und Studium will.

      Einer der sich schämt, weil er keiner Arbeit nachgeht, die er nur des Geldes wegen macht. Die evtl. körperlich hart ist.

      Und dies mit nach außen dargestellter Arbeitsglorifizierung versucht zu kompensieren.

      Der Gleiche Hintergrund aus dem sich manche christliche Orden selbst Stachelbänder um den Bauch schnallen, auf dem Rücken peitschen, die berühmten "Erbsen im Schuh" etc.. Sich sein Leben mit Schmerz, etws unschönem zu "verdienen". Ähnlich Opfergaben für die Götter bei primitiven Kulturen.

  • B
    Brandt

    Peter Sloterdijk zum Großmeister des Denkens zu erklären, ist ein guter Witz. Diesen Witz sollten Sie Philosophiestudenten erzählen. Richard David Precht hat mit ernsthafter Philosophie sehr wenig zu tun, außer das er es wiederkäuen kann und es dann falsch wiedergibt.

     

    Es wäre besser, wenn man an allen Universitäten Pflichtkurse zu Wissenschaftsjournalismus und öffentliche Vorlesungen für alle Bürger anbietet. Denn dann kommt die Wissenschaft mit den Medien und der Allgemeinheit in Kontakt.

     

    Die Figur des öffentlichen Intellektuellen hat aus gedient. Jeder ist ein Intellektueller. Er muss aber ordentlich schreiben und sprechen lernen. Unsere Anstalten für höhere Bildung sind ein guter Platz dafür.

     

    Kants "Sapere aude – Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" ist gerade in Zeiten der Blogosphäre und Google Scholar ein guter Rat.