Präsidentschaftswahlen in Indonesien: Amtsinhaber Yudhoyono räumt ab
Präsiden Yudhoyono hat Hochrechnungen zufolge über 60 Prozent der Stimmen eingeheimst. Minderheiten befürchten Zugeständnisse an Islamisten.
JAKARTA taz"SBY ist mein Präsident" - wochenlang hatte der Jingle mit der Melodie des populären Fertignudelgerichts Indomie den indonesischen Fernsehzuschauern in den Ohren geklungen. SBY, so wird Präsident Susilo Bambang Yudhoyono nach seinen Initialen genannt. Und so beliebt wie die Nudeln ist auch er. Die gestrigen Präsidentschaftswahlen entschied Yudhoyono bisherigen Hochrechnungen zufolge gleich im ersten Wahlgang für sich. Mehrere Institute bescheinigten ihm rund 60 Prozent der Stimmen. Zwar dürften bis zur Verkündung des offiziellen Endergebnisses noch Wochen vergehen, doch erfahrungsgemäß stimmen die Hochrechnungen weitestgehend mit den amtlichen Endergebnissen überein.
In den indonesischen Medien wurde Yudhoyono gestern bereits zum Sieger gekürt. Seine beiden Herausforderer gingen weit abgeschlagen aus der Wahl hervor. Expräsidentin Megawati Sukarnoputri erreichte rund 26 Prozent, für Vizepräsident Jusuf Kalla wurden rund 13 Prozent der Stimmen gezählt. Der Urnengang am Mittwoch war die zweite Direktwahl des Staatsoberhaupts seit dem Sturz des Diktators Suharto 1998.
Yudhoyono regiert Indonesien seit 2004. Das Vertrauen der Bevölkerung in ihn ist riesig. Nach mehreren Terroranschlägen am Anfang des neuen Jahrtausends brachte der Exgeneral Sicherheit. Im Kampf gegen die Korruption, eine der schlimmsten Krankheiten der jungen Demokratie, nahm er selbst auf Verwandte keine Rücksicht. Und die Wirtschaft steht mit einem Wachstum von 4 bis 5 Prozent dank eines starken Binnenmarktes vergleichsweise gut da.
Riesig bleiben indes auch die Herausforderungen im Inselstaat. Die Zahl derer, die mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen müssen, wird auf etwa die Hälfte der Bevölkerung geschätzt. Obwohl es zweifellos Erfolge im Kampf gegen die Korruption gibt, rangiert das Land auf Platz 126 von 180 Staaten im Korruptionsindex von Transparency International.
Besorgt sind vor allem Vertreter religiöser Minderheiten im mehrheitlich muslimischen Indonesien über die möglichen "Wahlgeschenke", die der Präsident nun bei der Kabinettsbildung an die islamischen Parteien "verteilen" wird, die seine Kandidatur unterstützten - darunter auch die islamistische Partei für Wohlfahrt und Gerechtigkeit (PKS). Im Vorfeld des Wahlkampfes hatte Yudhoyono ein umstrittenes Antipornografiegesetz unterzeichnet, das die religiösen Hardliner ins Parlament eingebracht hatten. Auch mit einem Regierungserlass, der Anhängern der Ahmadiyah-Gemeinschaft die öffentliche Ausübung religiöser Aktivitäten verbietet, hatte sich der Präsident im vergangenen Jahr dem konservativen islamischen Lager gebeugt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!