Präsidentenwahl in Slowenien: Sozialdemokrat Türk gewinnt
Der konservative Konkurrent Peterle gibt der Unpopularität der aktuellen Mitte-rechts-Regierung die Schuld an seiner Niederlage.
LJUBLJANA afp Der Sozialdemokrat Danilo Türk hat sich bei der Stichwahl um das Amt des Präsidenten in Slowenien überraschend deutlich gegen seinen konservativen Gegner Lojze Peterle durchgesetzt. Wie die Wahlkommission in Ljubljana am Sonntagabend nach Auszählung fast aller Stimmen mitteilte, entfielen auf ihn 68 Prozent der Stimmen.
Der ehemalige Regierungschef Peterle landete mit 32 Prozent abgeschlagen auf dem letzten Platz. In ersten Reaktionen sprach Türk von einem "Sieg für alle Slowenen": Angesichts der verfahrenen Lage hätten sich viele Bürger einen Neuanfang gewünscht.
Konkurrent Peterle gab indirekt der Mitte-rechts-Regierung von Ministerpräsident Janez Jansa eine Mitschuld an seiner Niederlage. "Dies war eine Wahl gegen die Regierung, sagen zumindest die Analysten", sagte er. In Slowenien wird im Herbst 2008 ein neues Parlament gewählt, dabei droht Jansa eine empfindliche Niederlage.
Türk tritt am 23. Dezember sein neues Amt an. Der erste UN-Botschafter des unabhängigen Slowenien und langjährige politische Assistent von Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan ist ein Neuling auf der politischen Bühne des Landes. Nach dem Reformkommunisten Milan Kucan und dem Liberaldemokraten Janez Drnovsek, der sich wegen einer Krebserkrankung nicht mehr zur Wahl stellte, ist er der dritte Präsident Sloweniens seit der Unabhängigkeit von Jugoslawien 1991. Das Staatsoberhaupt hat in dem Balkanstaat vor allem repräsentative Aufgaben.
Peterles Niederlage zeichnete sich bereits nach dem ersten Durchgang im Oktober ab. Zwar lag der EU-Abgeordnete mit rund 29 Prozent knapp vor seinen schärfsten Konkurrenten Türk und dem liberalen früheren Zentralbankgouverneur Mitja Gaspari (24,47 und 24,10 Prozent). Doch stimmten viele Anhänger Gasparis in der zweiten Runde für den renommierten Rechtsprofessor aus dem sozialdemokratischen Lager, zumal Regierungschef Jansa zur Unterstützung Peterles um die Wähler des nationalistischen Präsidentschaftskandidaten Zmago Jelincic warb und versuchte, Türk als Gegner eines unabhängigen Sloweniens zu diskreditieren.
Insgesamt waren mehr als 1,7 Millionen Slowenen zu dem Urnengang aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag den Angaben zufolge bei 58 Prozent; 2002 betrug sie noch 72 Prozent.
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