: Präsident des alten Regimes
Ein Halbbruder des früheren Machthabers Maumoon Abdul Gayoom ist der neue Präsident der Malediven: Abdulla Yameen hat am Samstag vollkommen überraschend die Stichwahl gegen Mohamed Nasheed, den ersten frei gewählten Präsidenten des Landes, mit einer Mehrheit von 51,3 zu 48,6 Prozent gewonnen.
Die Wahl war von Versuchen aus dem Umfeld des alten Regimes gekennzeichnet, den wahrscheinlichen Sieg Nasheeds zu verhindern. Nasheed, der unter Diktator Gayoom als Demokratieaktivist mehrere Jahre in Haft verbrachte, war überraschend 2008 ins Amt des Präsidenten gewählt worden. Meuternde Polizisten zwangen Nasheed Anfang 2012 jedoch zum Rücktritt. Er selbst spricht – plausiblerweise – von einem Putsch.
Die erste Wahlrunde zur jetzigen Präsidentenwahl fand im September statt. Nasheed verfehlte mit 45 Prozent nur knapp die erforderliche absolute Mehrheit. Das Oberste Gericht annullierte die Wahl unter dem Vorwand von Wahlbetrug. Seitdem haben Richter und Polizisten zwei weitere Wahlverschiebungen erzwungen.
Yameen ist 54 Jahre alt und Mitglied der Progressive Party of Maldives (PPM), die sein Bruder Maumoon Abdul Gayoom 2011 gegründet hat. Er hat an der American University in Beirut Wirtschaftswissenschaften studiert und später seinen Abschluss in Kalifornien gemacht. Nach seiner Rückkehr auf die Malediven hat er in diversen Posten in der Bürokratie gearbeitet. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.
Seine Kandidatur war der erfolgreiche Versuch der alten Machtzirkel, die Wiederwahl des Demokratieaktivisten Nasheed zu verhindern. Vor allem der große Nachbar Indien hat die mehrfachen willkürlichen Verschiebungen der Wahl mit Argwohn beobachtet. Nach dem Sturz Nasheeds haben die Malediven einen Großauftrag für den Ausbau des Flughafens der Hauptstadt Male zurückgezogen und an Günstlinge des alten Regimes im eigenen Land vergeben. Die Sorge vor einer antiindischen Haltung hat Yameen zumindest versucht zu mindern: In seiner Antrittsrede am Sonntag erklärte er, dass er sich für gute Beziehungen zu den Nachbarstaaten einsetzen werde. SASCHA ZASTIRAL