Post-Vorstandschef Zumwinkel: Näher am Herrgott

Seit 19 Jahren an der Spitze der Post, war Klaus Zumwinkel ein nur wenig auffälliger, aber umso einflussreicherer Topmanager.

Ganz oben: Herr Zumwinkel. Bild: dpa

BERLIN taz In seinem Büro im 40. Stock des Post-Towers in Bonn thront Klaus Zumwinkel in 162,5 Metern über ein Weltimperium mit einer halben Million Mitarbeiter. Seit fast 19 Jahren leitet er die Deutsche Post; kein anderer Führer eines DAX-Konzerns kann Gleiches von sich behaupten. Extremsituationen sind ihm bekannt. Seit Jahren lässt er sich zusammen mit anderen Topmanagern von Reinhold Messner durch die Alpen führen. "Da oben fühlt man sich dem Herrgott näher", sagte Zumwinkel einmal.

Auf der einen Seite ist er der fleißige Arbeiter, der sich nicht ins Rampenlicht drängt wie einige seiner Kollegen. Hoch dekoriert, freundlich und sehr erfolgreich. Zugleich ist der dominante Chef, der weiß, was er will. Als einer der politisch einflussreichsten Wirtschaftsbosse Deutschlands ist er nicht nur Vorstandsvorsitzender der Post AG, sondern auch Aufsichtsratschef der Postbank und der Telekom AG, Aufsichtsratsmitglied der Lufthansa und Mitglied des Board of Directors der US-Investmentbank Morgan Stanley.

Als erster Chef der Post, der kein Minister war, erhielt Zumwinkel im Jahr 1990 den Auftrag, den ehemaligen Staatsbetrieb in ein profitables Unternehmen umzuwandeln. Es gelang ihm. Mehr noch: Er machte einen Weltkonzern daraus.

Erste Rückschläge erlitt er kurz nach der Jahrtausendwende. Zweimal verhängte die EU hohe Kartellstrafen gegen die Post, da diese ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht hatte. "Das Bußgeld bewegt sich im erwarteten Rahmen", lautete sein lapidarer Kommentar. Einen größeren Schaden erhielt sein Image Ende vorigen Jahres, als er zuerst seinen politischen Einfluss geltend machte, um einen Mindestlohn für die Konkurrenz der privaten Postdienstleister durchzusetzen, um anschließend sich selbst um fast fünf Millionen Euro zu bereichern. Kurz nach der Entscheidung für den Mindestlohn hatte er private Aktienpakete verkauft.

Dabei hatte er schon immer viel Geld. Er war noch keine dreißig, als er das familieneigene Handelsimperium höchst profitabel verkauft. Seine Managerkarriere führte ihn über die Unternehmensberatung McKinsey zum Versandhaus Quelle und später zur Post. Diesen Job wollte er Ende des Jahres, im Alter von dann 65 Jahren, ohnehin aufgeben. Sein Karriere dürfte jetzt etwas weniger glanzvoll enden als geplant.

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