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Positive Reaktionen trotz kleiner Preiserhöhung

■ Mensen: Studentenwerk führte Kartoffeln aus biologisch-dynamischem Anbau und „fair gehandelten“ Kaffee ein / Der FU-AStA ist dennoch unzufrieden

Täglich verspeisen Berliner Studenten und Studentinnen etwa zwei Tonnen Kartoffeln und 1,5 Tonnen Fleisch. Neben einem wohlschmeckenden Mahl bemüht sich das Personal der Mensabetriebe auch um eine gesunde Ernährung. Auf diesem Gebiet ist das Berliner Studentenwerk mittlerweile führend. Als erste Großküchen in der Bundesrepublik versorge es seit dem 8. November die Studierenden ausschließlich mit Öko-Kartoffeln, erzählt Rolf-Jürgen Graf, Leiter der Speisebetriebe des Studentenwerks.

Es bedurfte einer fast zweijährige Planungsphase, bis Graf den Vertrag mit einer Erzeugergemeinschaft aus dem alternativen Landbau unter Dach und Fach hatte. Die Schwierigkeiten bestanden lange Zeit darin, daß die Öko- Bauern ihre Kartoffeln zu teuer und nicht in ausreichenden Mengen anboten. Doch nun gibt es Kartoffeln aus ökologischem Anbau, die nur zehn Pfennig mehr pro Portion kosten.

„Die Reaktionen der Studenten auf die Öko-Kartoffeln war durchaus positiv, trotz der Preiserhöhung“, versicherte Graf. In den Speisesälen der Universitäten richtete das Studentenwerk in dieser Woche Informationsstände ein, die die Essensgäste über die Öko- Kartoffel aufklären sollen. „In zwei bis drei Jahren wollen wir völlig auf ökologische Lebensmittel umstellen“, sagt Graf. Bereits seit 1989 versorgen die Mensen ihre Gäste mit Fleisch aus alternativer Tierhaltung.

Kaffee ist das beliebteste Getränk der Studierenden. Jährlich trinken sie etwa drei Millionen Tassen. Doch kaum jemand denkt daran, mit welchen Methoden die großen Kaffeekonzerne arbeiten.

„In Lateinamerika verdienen die Plantagenarbeiter weniger als das Existenzminimum. Beim Kaffeeanbau sterben durch den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln jährlich 30.000 Menschen“, nennt Ingo Stahl vom Allgemeinen Studentenausschuß (Asta) der Freien Universität einige erschütternde Fakten. Da nun das Studentenwerk mit einem Jahresumsatz von 1,5 Millionen Mark erheblich am Kaffeehandel beteiligt ist, setzte sich das Internationalismusreferat des Asta für den Kauf von ökologischem und „fair gehandelten“ Kaffee ein.

Seit Anfang November genießen die Besucher der Uni-Cafés einen Kaffee mit „TransFair-Siegel“. Wie bei den Kartoffeln sind auch bei dem Heißgetränk die Preise gestiegen. Anstatt 65 Pfennig kostet eine Tasse nun 75 Pfennig. – Uneingeschränkte Zufriedenheit stellte sich bei den Leuten vom Asta allerdings nicht ein. Sie betrachten die Einführung des neuen Kaffees nur als „Teilerfolg“, wie es in einer Presseerklärung heißt. Ihre Hauptkritik trifft den Leiter der Speisebetriebe Graf, mit dem sie monatelang in Verhandlung standen, weil er sich für einen Kaffee aus dem Hause Darboven entschied.

Dieser Konzern-Riese verdiene überwiegend mit konventionell gehandeltem Kaffee sein Geld und ist daher mitverantwortlich für die Mißstände in der Kaffeewirtschaft, meint Ingo Stahl. Dieser Konzern, der beispielsweise Idee-Kaffee vertreibt, fülle mit dem TransFair- Kaffee nur eine Profitlücke. Rolf- Jürgen Graf rechtfertigt sich, daß er kostendeckend arbeiten müsse, und die von den Studenten empfohlenen Firmen Gepa und Ökotopia seien einfach zu teuer. Ingo Stahl sieht das anders und kündigt weitere Initiativen für „einen wirklich alternativ gehandelten Kaffee“ an. Thomas Nagel

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