Portrait: Trumps Frau im Sicherheitsrat
Sie ist eine der widersprüchlichsten politischen Figuren im republikanischen Lager: Nikki Haley führt als Donald Trumps Botschafterin bei den Vereinten Nationen ab diesem Freitag für einen Monat turnusgemäß den Vorsitz des UN-Sicherheitsrats. Einerseits ist Haley stockkonservativ, kam gepusht von der Tea Party in die Politik, stach moderatere Republikaner*innen aus und wurde als Gouverneurin von South Carolina ein aufsteigender Star der Republikaner.
Unter Trumps Nominierungen allerdings fällt die 45-Jährige auf: Im Wahlkampf hatte sie erst Marco Rubio, dann Ted Cruz unterstützt und Trump stets kritisiert. Als Tochter indischer Einwanderer, großgezogen im Glauben der Sikh, hatte sie immer wieder mit rassistischen und sexistischen Anfeindungen aus der eigenen Partei zu tun. Als ein junger weißer Rassist 2015 in Charleston neun Schwarze Teilnehmer*innen einer Bibelstunde erschoss und sich im Netz mit der Konföderiertenflagge porträtierte, entschied Haley, dass es nunmehr an der Zeit sei, die Flagge von öffentlichen Gebäuden des Bundesstaates zu entfernen.
Bis zu ihrer Nominierung als UN-Botschafterin hatte Haley keine außenpolitische Erfahrung – und verstörte Diplomat*innen und UN-Journalist*innen gleich bei ihrem ersten Auftritt mit einer Schimpftirade auf Sicherheitsrat und Generalversammlung: Die USA würden die regelmäßigen Schmähungen Israels durch die UNO nicht länger hinnehmen, ließ sie wissen.
Der von Trump kürzlich vorgelegte Haushaltsentwurf sieht unter anderem drastische Kürzungen der US-Beiträge zum UN-Budget vor – und Haley scheint damit einverstanden. Bislang hat sie jedenfalls nicht erkennen lassen, dass ihre Position zu den Vereinten Nationen der ihres Präsidenten widersprechen würde. Der hält die UNO de facto für verzichtbar.
Aber Haley hat in der Vergangenheit Lernfähigkeit bewiesen und ihre Positionen verändert – gut möglich, wenn auch keineswegs sicher, dass sie das auch in ihrem derzeitigen Job tut. Der ist ohnehin in ihrer Karriere nur eine Art Warteposition: Niemand bezweifelt, dass Haley in ein paar Jahren eine führende nationale Rolle spielen möchte.
Bernd Pickert
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen