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PortraitEin Mann in den besten Jahren

Auch nicht auf bizarre Weise lieb: Markus Söder Foto: dpa

Auch das noch. Markus Söder war mal in Nena verknallt. Nicht dass das irgend jemanden interessieren würde. Aber he, die Bunte hat den CSU-Politiker anlässlich seines 50. Wiegenfestes interviewt – da musste er mit einem Knaller nach vorn. Und im Leben von Markus Söder ist es halt ein Superknaller, sagen zu können, früher mal für Nena geschwärmt zu haben.

Die im Privatfernsehen gern vor sich hinquackelnde Sängerin passt fabelhaft in das Bild, das Söder von sich transportieren will. Sein Instagram-Account legt beredtes Zeugnis ab. Ob er da allerlei Getier streichelt, ob er sein (ziemlich üppiges) Essen fotografiert oder im Dezembernebel stehend rät, ein jeder solle doch „einfach mal in Ruhe nachdenken und überlegen, wie es weitergeht“ – alles bleibt pointenbefreit und auf bizarre Weise lieb.

Aber genau das ist „der Söder“, wie sie ihn nennen, nicht. Seit Jahren lauert er darauf, Ministerpräsident Horst Seehofer zu beerben – was dieser nach Kräften zu verhindern versucht. Unter anderem deshalb, weil Söder als noch ehrgeiziger und noch skrupelloser und unberechenbarer gilt als Seehofer selbst.

Zeit seines Lebens arbeitet Söder an seiner CSU-Laufbahn. Der gebürtige Nürnberger trat mit 16 Jahren der Partei bei, studierte Jura und war von 1995 bis 2003 Bayerns JU-Chef. Seit 1994 ist er Landtagsabgeordneter, seit 1995 Teil des Präsidiums, von 2003 bis 2007 war er unter dem Edmund Stoiber Generalsekretär, seit 2007 ist er Minister für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat. Das „Heimat“-Ressort brachte ihm viel Spott ein. Doch er hat es zu seinem Vorteil gewendet: Söder fehlt auf keinem noch so kleinen Feuerwehrfest im Freistaat und zeichnet damit das Bild vom wohltätigen Mann aus München.

Zum 50. hat Markus Söder auch der dpa einen Knaller serviert. „Ab 50 beginnt im Leben eines Mannes die Zeit der Ernte“, sagt da der Vater von vier Kindern. Was das für ihn bedeute, werde die Zeit zeigen – persönlich wie politisch. Es ist genau dieses dräuende Raunen, das unablässig zwischen ihm und Seehofer wabert. Die Frage ist, wer am Ende gewinnt. Sagen wir es mal so: Horst Seehofer ist siebzehn Jahre älter. Anja Maier

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