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PortraitDer allzu Unauffällige

Was bedeutet eine Pressemitteilung von Daniel Günther?“, lautet ein Bonmot aus dem Kieler Landeshaus. Antwort: „Dass zehn Minuten später eine Pressemitteilung zum gleichen Thema von Ingbert Liebing folgt.“ Selbst wenn das so stimmte – in der wirklichen Welt bringt es keine Vase zum Wackeln, ob der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Schleswig-Holsteins oder der CDU-Landesvorsitzende sich zuerst zu etwas äußern.

Aber der zweite Platz, den der Scherz Liebing zuweist, deutet auf ein Imageproblem des Politikers und damit der Partei hin: Denn Liebing will im kommenden Jahr als Spitzenkandidat die CDU in den Wahlkampf gegen Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) und dessen Koalitionsregierung führen. Am Wochenende stellt er sich bei einem Parteitag der Wiederwahl als Parteivorsitzender.

Dass Liebing, der 1963 in Flensburg geboren wurde, „in der Landespolitik noch nicht vollends angekommen ist“, wie die Nachrichtenagentur dpa meint, liegt zum Teil daran, dass er als Bundestagsabgeordneter nicht ständig vor Ort sein kann. Darüber hinaus ist Liebing aber häufig zu unauffällig. Dabei hat er eigentlich alles richtig gemacht: Bereits als Schüler engagierte er sich in der Schülervertretung und der Schulzeitung, mit 18 war er als bürgerliches Mitglied im Stadtrat von Neumünster aktiv.

Sein erster Berufswunsch sei gewesen, als Journalist oder in der politischen Bildung die Politik zu beobachten, schreibt Liebing auf seiner Homepage. Seine Studienfächer – Politik, Literatur und Orientalistik – passen in ihrer breiten Fächerung dazu. Er entschied sich dann aber, selbst Politik zu machen:

1990 wurde er Referent der Landtagsfraktion in Kiel, sechs Jahre später hauptamtlicher Bürgermeister von Sylt-Ost, bis er 2005 in den Bundestag einzog. 2014 übernahm der verheiratete Vater zweier Kinder den Vorsitz der Landespartei – Amtsvorgänger Reimer Böge trat unerwartet aus gesundheitlichen Gründen zurück.

Knapp 95 Prozent der Delegierten stimmten damals für Ingbert Liebing. Wie viele es diesmal werden? Liebing selbst wagte im Vorfeld keine Prognose. Doch klar ist: Die Landespartei wird ihren Spitzenmann nicht beschädigen. EST

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