Portrait: Was macht eigentlich...Manne Krug?
...der DDR Gutes abgewinnen!
Die Krise des Kapitalismus muss wohl noch viel größer sein als bisher angenommen. Wie soll man sich sonst erklären, dass ausgerechnet Manfred "Manne" Krug nun die DDR lobt? Kürzlich sang der 71-jährige Schauspieler, der 1977 die DDR verließ, in der Neuen Osnabrücker Zeitung ein Loblied auf seine ehemalige Heimat: Jeder Mensch habe dort Miete und Grundnahrungsmittel selbst bezahlen können, sagte Krug. Es habe in der DDR auch keine Banker gegeben, die sich auf Kosten anderer bereicherten. Oder "Tafeln", wo die Essensreste der Überflussgesellschaft an die Armen verteilt werden. Soll heißen: Die DDR war die sozialere, die gerechtere Gesellschaft?
Vielleicht hat Krug in seinem Zorn über Ackermänner und Hartz-IV ein paar Kleinigkeiten vergessen. Zum Beispiel, dass der fürsorgliche Oststaat über ihn sieben dicke Stasi-Ordner anlegte. Oder ihm Berufsverbot erteilte, nachdem er gegen Wolf Biermanns Ausbürgerung protestiert hatte.
Natürlich, es war nicht alles schlecht in der DDR. Es gab den grünen Pfeil für Rechtsabbieger, Zetti Knusperflocken aus Zeitz und kostenlose Kitabetreuung für alle. Dafür gab es aber auch die Stasi, die Mauer und keine Bananen. Außer natürlich für die Parteibonzen.
Die Frage, ob Ackermann schlimmer ist als Honecker oder das dreigliedrige Schulsystem ungerechter als Studierverbot, ist müßig, denn sie ist von gestern. Vielleicht sollte sich Manne Krug der Fragen von morgen annehmen - und für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren. So werden schließlich auch andere pensionierte "Tatort"- Kommissare aus dem Osten mit ihrer Altersostalgie fertig. Anders als in der DDR dürfen sie nämlich aus der Mitte des kapitalistischen Systems ruhig dessen Gegenteil preisen.
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