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■ PortraitGünter Wallraff

foto. nr. 19

Foto: Manfred Linke/Laif

Daß Günter Wallraff zu einem der bekanntesten deutschen Journalisten und Schriftsteller wurde, verdankt er unter anderem dem Medium, das er am heftigsten bekämpfte: Springers BILD. Bevor Wallraff sich als Hans Esser in die hannoveraner Bild-Redaktion einschleusen ließ, war er ein linker Autor unter anderen, hoch anerkannt unter Kollegen und Insidern. Aber erst nach dem Enthüllungsbuch über BILD wurde Günter Wallraffs Recherche-Methode – under cover Zustände ins Licht der Öffentlichkeit zu zerren, die mit konventionellen journalistischen Methoden weiter im Dunkeln geblieben wären – zu einem anerkannten Markenzeichen.

Es blieb nicht bei dem Buch über BILD. Aus dem „Aufmacher“ wurde eine ganze Kampagne gegen den Springer-Konzern in deren Verlauf man zeitweise nicht mehr so genau wußte, wer hier eigentlich wen jagt. Wallraff hetzte von Veranstaltung zu Veranstaltung, zwischendurch zu diversen Gerichtsterminen, die Wallraff mit geringen Abstrichen alle gewann, bis hin zu den Treffen der BILD-Geschädigten, die er initiiert hatte und finanziell unterstützte. Seit dieser Auseinandersetzung kennen ihn auch die Springer-Leser, hat Wallraff die Grenzen des Linken Getthos weit hinter sich gelassen und gehört damit zu den ganz wenigen „Volksschriftstellern“ die auch mit kritischen, anspruchsvollen Büchern ein Massenpublikum finden. Der geradezu phänomenale Verkaufserfolg des Buches Ganz unten war allerdings auch für ihn eine Überraschung.

Wallraff ist im Anschluß an dieses Buch auch innerhalb der Linken heftig kritisiert worden, weil er angeblich die Arbeit einer Gruppe als individuelles Produkt vermarktet hat. Richtig ist, daß er die Arbeit für dieses Buch nicht allein gemacht hat, richtig ist aber auch, das es trotzdem eindeutig seinen Stempel trägt. Methode und Person sind bei den Büchern Wallraffs kaum zu trennen. Das Rollenspiel, die Übernahme einer anderen Identität haben ihn biographisch geprägt und sind gleichzeitig an seine Person gebunden. Daß dazu auch eine Portion Narzißmus gehört, ist ihm auf dem Höhepunkt seines Erfolgs häufig vorgeworfen worden, ist aber gleichwohl eine unabdingbare Voraussetzung seiner Arbeit. Eine Steuerung durch einen Geheimdienst ist da schwer vorstellbar. Jürgen Gottschlich

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