Portrait Musiker Juanes: Zwischen Che und Uribe

Der kolumbianische Sänger Juanes will mit Musik Brücken bauen - wie beim Friedenskonzert in Havanna. Dabei wurden wieder Vorwürfe laut, dass er sich von der Politik instrumentalieren lasse.

Im Wohnzimmer der Revolution: Juanes bei seinem Friedenskonzert in Havanna. Bild: desmond boylan/reuters

Seine Musik in den Dienst der Menschheit stellen: Das ist das Konzept des kolumbianischen Sängers und Superstars Juan Esteban Aristizábal Vázquez, alias Juanes. Dabei tritt der rockende verheiratete Vater zweier Töchter immer öfter für Versöhnung ein. Sei es bei einem Friedenskonzert an der kolumbianisch-venezolanischen Grenze. Oder, wie am Sonntag, bei einem Friedenskonzert in Havanna auf dem Platz der Revolution, das der 37-Jährige initiiert hatte. Zu dem Konzert kamen über eine Million Menschen, es war den Organisatoren zufolge die größte derartige Veranstaltung seit der kubanischen Revolution. Eine klingende Brücke zwischen Havanna, Miami und Washington bauen und Spannungen abbauen, das ist das erklärte Ziel des erfolgreichen Pop-Rockers.

Mit seinem Song "Die Geschichte von Juan", einer anrührenden Ballade über das Schicksal tausender Straßenkinder in Kolumbien und der Welt, hat Juanes international Beachtung gefunden. Genauso wie mit der Friedenshymne "Paz, paz, paz" oder dem Lied "Fijate bien", in dem er gegen Landvertreibung und den Einsatz von Personenminen Stellung bezieht. Und Juanes, der in Miami und Medellín lebt, hat es nicht bei Worten belassen. Mit der Stiftung "Mi Sangre" (deutsch: "Mein Blut) kämpft er gegen die tückischen Minen, die ganze Regionen Kolumbiens kaum passierbar machen.

Gemeinsam mit Shakira, Alejandro Sanz und einer ganzen Reihe weiterer Musiker unterstützt er ALAS - eine Stiftung, die weltweit Geld für die Bildung von Kindern und Jugendlichen in Lateinamerika sammelt.

Dabei muss sich Juanes jedoch den Vorwurf gefallen lassen, dass er sich von der Politik instrumentalisieren lässt. Derartige Kritik wird nicht zum ersten Mal laut, denn in Kolumbien galt Juanes lange als glühender Verehrer des Präsidenten Álvaro Uribe. Zu diesem ist das Verhältnis abgekühlt und derzeit versucht Juanes alles, um den Eindruck zu vermeiden, er sei ein Bewunderer von Che Guevara und der kubanischen Revolution.

Er sei kein Kommunist, diktierte er den Journalisten denn auch vor dem Megaevent in Havanna vor etlichen hunderttausend Kubanern auf dem legendären Platz der Revolution in die Blöcke. Gleichwohl sprangen zahlreiche Musikerfreunde ab. Denn ein Konzert im Wohnzimmer der Revolution an der Seite der Sänger der Revolution ist nun mal ein Politikum - soziales Engagement hin oder her.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.