piwik no script img

PorträtDer Rückwärts- Salto-Mann

Er hätte beim VFL Osnabrück zur Legende werden können, der 33-jährige Fußballer Addy-Waku Menga. Aber eine „große Dummheit“, wie er es selbst nennt, hat dazu geführt, dass er seine Karriere nicht in der Dritten Liga beenden kann, sondern in der nächsten Saison eine Liga tiefer für den BSV Rheden aufläuft.

Eine Karriere, die mit einem Salto begann. Als Jugendlicher war Menga mit seiner Familie vor der Diktatur im Kongo geflohen und anschließend in Venne aufgewachsen. Der ehemalige Osnabrücker Profi Detlev Hegekötter sah während seiner Trai­nerzeit im Nachbarort Engter, wie ein 16-Jähriger nach einem Tor einen Salto sprang und empfahl das Bewegungstalent an den VFL weiter. Dort brachte Menga es bis zum Zweitligaspieler und Publikumsliebling.

Der große Sprung sollte 2007 mit dem Wechsel zu Hansa Rostock in die Bundesliga erfolgen. Dort konnte er sich jedoch nicht durchsetzen und nahm anschließend in schneller Folge Engagements bei den Drittligisten Werder Bremen II, Wehen-Wiesbaden und Preußen Münster an. Zwischenzeitlich zweifelte er an seiner Profikarriere, doch dann holte ihn der jetzige Werder Bremen-Trainer Alexander Nouri, mit dem Menga einst in Osnabrück gespielt hatte, 2013 zum Regionalligisten VFB Oldenburg. „Ohne Alex wäre ich dort nie hingegangen“, sagte Menga. 24 Treffer in einer Saison – das machte ihn auch wieder eine Liga höher interessant und so landete er 2014 wieder in Osnabrück, wo man seine Rückkehr wie die eines verlorenen Sohnes feierte.

Nach einem furiosen Start mit elf Toren und acht Assists im ersten Halbjahr, spielte Menga, der auch Mitglied des Spielerrates der Spielergewerkschaft VDV ist, in der letzten Saison nur noch eine Nebenrolle – aufgrund seines Status bei den Fans war aber trotz auslaufenden Vertrages eine Weiterbeschäftigung in Sicht.

Immer noch rätselhaft ist das, was danach passierte. Ex-VfL-Profi Tobias Willers soll Menga sowie VfL-Stürmer Marc Heider angestiftet haben, eine Gegenleistung von der U23 des SV Werder Bremen zu fordern, damit sich der VfL im letzten Saisonspiel gegen den SC Paderborn anstrengt – bei einem Paderborner Sieg wären die Bremer abgestiegen. Der Vorgang wurde vor dem Spiel bekannt und die betroffenen Spieler nicht aufgestellt.

Menga und Heider gaben kurz darauf zu, zwei Spieler von Werder Bremen kontaktiert, ohne dabei allerdings Geld gefordert zu haben. Sie bezeichneten das als „Riesenfehler“ und sind vom Sportgericht des DFB zu einer Sperre von vier Spielen verurteilt worden. Willers, dessen Vertrag beim VFL wie der von Menga nicht verlängert wurde, darf vier Monate nicht kicken. RLO

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen