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PorträtDer No-Name-Mann

Die Gefühlslage der Flensburger Handball-Fans ist im Moment gespalten. Ihre SG Flensburg-Handewitt führt die Tabelle der Handball-Bundesliga an und hat die wohl größte Chance seit Jahren, die Meisterschaft zu holen. Doch gleichzeitig wissen sie, dass Trainer Ljubomir Vranjes am Saisonende zum ungarischen Top-Club Veszprém wechseln und außerdem die ungarische Nationalmannschaft übernehmen wird.

Kaum jemand bezweifelt, dass es Vranjes zuzuschreiben ist, wenn die SG trotz geringerer finanzieller Möglichkeiten jedes Jahr in der deutschen und europäischen Spitze mitspielt. Die Hoffnung, mit dem ehemaligen Flensburger Profi Christian Berge, der die norwegische Nationalmannschaft gerade zur Vize-Weltmeisterschaft geführt hat, einen hochkarätigen Ersatz zu finden, hat sich zerschlagen.

Umso mehr rückt ein Mann in den Fokus, der bisher in der zweiten Reihe stand. „Er spielt eine wichtige Rolle in unseren Überlegungen“, sagt SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke über Co-Trainer Maik Machulla und bereitet schon mal auf die kleine Trainerlösung vor. „Wir haben den Mut, auch sogenannte ‚No Names‘ in Erwägung zu ziehen“, sagte Schmäschke.

Hört man sich in Flensburg um, könnte eine Beförderung Machullas den Schmerz über Vranjes Abgang sogar mildern. Äußerlich ist der gebürtige Greifswalder mit 99 Kilogramm Gewicht und einer Körpergröße von 1,89 m Körpergröße zwar das exakte Gegenbild des kleinen Schweden – in seiner Sportlerbiografie zeigen sich aber Parallelen. Beide haben ihre Stammposition im Rückraum in der Mitte und verbrachten den längsten Teil ihrer Profi-Karriere bei der HSG Nordhorn, von 2002 bis 2006 sogar gemeinsam. Als Spielmacher lernten beide früh, „alle Entscheidungen aus der Trainersicht zu verstehen“, wie Machulla es ausdrückt. So war es für beide logisch, nach der aktiven Laufbahn, die sie zeitversetzt in Flensburg ausklingen ließen, zunächst Co-Trainer bei der SG zu werden.

Machulla, der seine größten Erfolge gleich zu Beginn seiner Laufbahn in Magdeburg mit dem Gewinn von Meisterschaft und Champions League feierte, verfügt zwar noch nicht über das Charisma des von zahlreichen Spitzenklubs umworbenen Vranjes. Dafür hat er sich in den vergangenen vier Jahren in Flensburg Anerkennung durch sein Engagement in der Nachwuchsarbeit erworben. Als Bindeglied zwischen der Flensburg-Akademie und der Profi-Mannschaft ermöglichte er jungen Talenten den Übergang in den Spitzenhandball. Bei einem Klub, der auf erfolgreiche Nachwuchsarbeit angewiesen ist, kann diese Qualifikation im Bewerbungsverfahren den Ausschlag geben. Ralf Lorenzen

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