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PorträtDer Wankelmütige

Kann sich nicht entscheiden: Ljubomir Vranjes Foto: dpa

Was macht man bei innerer Zerrissenheit? Genau, Punkt für Punkt das Für und Wider auflisten. Schön akkurat. Genauso habe er es auch gemacht, sagte Ljubomir Vranjes. Der Handball-Trainer muss entscheiden, wo er seine berufliche Karriere fortsetzen soll – bei der SG Flensburg-Handewitt, bei der er seit zehneinhalb Jahren in Diensten ist, zuerst als Spieler, seit 2010 als Trainer, oder beim ungarischen Handball-Rekordmeister KC Veszprém.

Wie diese Liste wohl ausgesehen haben mag? Auf der einen Seite die Vorzüge seiner bekannten Umgebung, wie etwa das entspannte Leben im gemütlichen Flensburg, einer Stadt am Wasser; die Nähe zu seiner schwedischen Heimat, die Verwurzelung der Familie, viele Freunde und Bekannte und auch die pünktliche Überweisung des Gehalts vonseiten der SG?

Und dann auf der Minus-Seite das, was gegen eine Fortsetzung beim heißesten Anwärter auf den Gewinn der deutschen Meisterschaft 2017 spricht. Die hohe Belastung im hiesigen Handball sei ein Thema, das auf dieser Liste stehe, verriet der frühere schwedische Nationalspieler. Der Reiz des Neuen in Veszprém ist ein weiterer Pluspunkt für einen Umzug nach Mitteltransdanubien. ­Veszprém ist eine der ältesten ungarischen Städte, mit 64.000 Einwohnern ist sie etwas kleiner als Flensburg.

Letztlich ist der größte Pluspunkt, einmal mehr, das liebe Geld. Beim Verein KC Veszprém lässt es sich bestens verdienen. Das wusste schon THW-Profi Christian Zeitz zu schätzen, der dort von 2014 bis 2016 spielte. Der KC Veszprém ist mit 24 gewonnenen Meisterschaften mit Abstand der erfolgreichste Verein in Ungarn.

Und er hat Vranjes für die nächste Saison ein konkretes Angebot gemacht: „Ich habe mit der SG darüber gesprochen, und man kann es vielleicht so ausdrücken, dass ich um meine Freigabe gebeten habe“, sagte Vranjes zu handball-world.com. Endgültig entschieden scheint sich der 43-Jährige aber noch nicht zu haben.

„Ich kann nur sagen, dass mich das Angebot von Veszprém interessiert“, sagte er. „Gleichzeitig bin ich aber auch daran interessiert, bei der SG zu bleiben. Insofern ist es jetzt eine Sache zwischen der SG und mir, was wir vereinbaren“, sagte Vranjes, der derzeit bei der WM in Frankreich als Experte für das schwedische Fernsehen arbeitet. Im Klartext heißt das: mehr Geld.

SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke hob hervor, dass der Verein Vranjes halten möchte: „Wir haben vor eineinhalb Jahren seinen Vertrag bis 2020 verlängert und sind überzeugt, dass er der richtige Trainer ist.“ Aber ob er das auch in der kommenden Saison sein wird, ist sehr fraglich. Gör

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