Porträt: Die dreifache Afrikameisterin
Ein schöneres Geburtstagsgeschenk hätte sich die Hamburgerin Olufunke Oshonaike vergangene Woche nicht machen können: Zwei Tage nach ihrem 41. Geburtstag gewann sie vorletzten Sonntag die Afrikameisterschaft im Tischtennis. Im marokkanischen Agadir holte sich die gebürtige Nigerianerin gegen die fast halb so alte Ägypterin Dina Meshref zum bereits dritten Mal die Trophäe. „Damit hab ich überhaupt nicht gerechnet“, sagt Oshonaike, „schon gar nicht, wenn man in meinem Alter ist“.
Wieder zu Hause in Hamburg kehrt für „Funke“, wie sie von allen gerufen wird, schnell der Alltag ein. „Ich kam Montag zurück, musste Dienstag wieder arbeiten und drei Tage später stand das nächste Punktspiel an“, erzählt sie. Für den SC Poppenbüttel spielt sie seit über 15 Jahren, momentan in der Regionalliga. Der ständige Wechsel zwischen internationalen Turnieren und dem Alltag in der Regionalliga macht ihr dabei nichts aus.
„Die großen Turniere sind immer reizvoll, aber ich liebe es, ein ganz normales Leben zu führen“. Mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern fühlt sie sich in Hamburg wohl. Seit 1998 lebt sie dort. Und beim SC Poppenbüttel hat sie eine zweite Familie gefunden: „Ich spiele schon eine Ewigkeit für den Verein und das bleibt auch so.“
Aufgewachsen ist Oshonaike in Afrikas größter Stadt Lagos und hat als kleines Kind auf den öffentlichen Tischtennisplatten gespielt. „Man braucht nicht nur seinen Körper fürs Spielen, sondern muss auch den Kopf benutzen“, sagt sie. Dann kann man auch im fortgeschrittenen Alter erfolgreich sein, wie Oshonaike beweist.
Neben der Afrikameisterschaft gab es in diesem Jahr noch einen weiteren Höhepunkt für die Hamburgerin. Nicht nur, dass sie zum sechsten Mal an den Olympischen Spielen teilnahm – in der Geschichte gibt es nur 23 andere SportlerInnen mit ebenso häufiger Teilnahme –, sie war in Rio de Janeiro auch die Fahnenträgerin der nigerianischen Auswahl.
„Das war eines der größten Erlebnisse meines Lebens“, sagt Oshonaike. Denn während sie beim SC Poppenbüttel ihre Spiele vor einer Handvoll ZuschauerInnen austrägt, hat sie in Nigeria schon längst Legendenstatus erreicht. Wenn sie zu Besuch in Nigeria ist, wird sie ständig auf der Straße angesprochen: „Auch wenn ich selten da bin, hat mich dort niemand vergessen“, freut sie sich.
In Hamburg hätten viele ihrer KollegInnen auf der Arbeit erst während der Olympischen Spiele überhaupt erfahren, wer mit ihnen zusammenarbeitet. Denn über ihr außergewöhnliches sportliches Talent an der Platte zu sprechen, mag sie nicht gerne. Wie gesagt, „Funke“ liebt das ganz normale und einfache Leben. André Zuschlag
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