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PorträtDerEntzauberte

Wieder passierte es im Bus. Vor vier Monaten holten sich die Werder-Profis darin die mentale Stärke, die letzten beiden Saisonspiele zu gewinnen, als das Gefährt von tausenden Fans am Osterdeich frenetisch empfangen wurde. Gestern nun soll Viktor Skripnik auf der Heimfahrt aus Mönchengladbach seine Beurlaubung als Trainer von Werder Bremen erhalten haben.

Der schlechteste Saisonstart aller Zeiten mit dem Pokal-Aus in Lotte, zwei desaströsen Auswärtsniederlagen sowie einem blutleeren Heimauftritt reichten, ihn zu entzaubern. Dabei hatte sein Gastspiel als Cheftrainer märchenhaft begonnen. „Er hat die Mannschaft wachgeküsst“, sagte Aufsichtsratschef Marco Bode, nachdem Skripnik als Nachfolger von Robin Dutt die Talfahrt Werders vor zwei Jahren gestoppt hatte.

Im Verein konnte man das Aufatmen spüren, nach dem Dampfplauderer Dutt nun den handfesten, authentischen Thomas-Schaaf-Schüler an der Seitenlinie zu sehen. Es menschelte wieder bei den Grün-Weißen, zumal Ex-Spieler Skripnik den Ex-Spieler Torsten Frings zum Co-Trainer machte.

Dem Wachküssen der Spieler durch eine wertschätzende und emotionale Ansprache hätte jedoch der Aufbau einer Mannschaft, die Entwicklung einer Spielstruktur folgen müssen. Den Nachweis, dafür der Richtige zu sein, ist Skripnik schuldig geblieben. Stattdessen hangelte er sich mit dem Team konzeptlos von Krise zu Krise. Thomas Eichin, der Sportchef, erkannte das – und musste selbst gehen.

Die Vereinsführung um Bode und den neuen Sportchef Frank Baumann hielt an Skripnik fest und verlängerten dessen Vertrag. Damit ließ sie es zu, dass Skripnik zur Überdeckung eigener Schwächen Harakiri spielte und seine Mannschaft gegen Mönchengladbach taktisch ins offene Messer laufen ließ.

In Bremen tut man sich schwerer als anderswo mit Trainerentlassungen. Das ist sympathisch und hat in der Vergangenheit auch schon vor Aktionismus geschützt. Im aktuellen Fall hätte es dem Trainer geholfen, wenn er früher entlassen worden wäre. RLO

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