Porträt über den Boxer Artem Harutyunyan: Es fehlt ein einziger Sieg

Der Boxer Harutyunyan kämpft gegen Abdelkader Chadium um sein Ticket für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Einmal hat er ihn schon geschlagen.

Artem Harutyunyan

Will um olympische Medaillen boxen: Artem Harutyunyan. Foto: m-Fights Consulting

HAMBURG taz | Hin und wieder kommt es vor, dass Artem Harutyunyan bei aller Konzentration auf den wichtigsten Kampf seiner Karriere zu träumen beginnt. Wie das wohl ablaufen würde am Donnerstagabend in der Inselparkhalle von Hamburg-Wilhelmsburg, wenn alles so geschieht, wie er es sich erhofft?

Er würde vor lauter Glück in jede Ringecke laufen, dort beschwingt auf die Seile klettern und mit nach oben gereckten Fäusten seine Freude über den Triumph hinausschreien. Und die Zuschauer würden so laut jubeln – wie er dies von seinen anderen Kämpfen eher nicht kennt.

„Es ist nur noch ein Schritt, nur noch ein Schritt bis Rio“, sagt der in Armenien geborene und in Hamburg aufgewachsene Boxer. Ein Kampf noch, dann hätte sich der 25-Jährige seinen großen Traum tatsächlich erfüllt.

Gelingt ihm der Sieg gegen den Algerier Abdelkader Chadi, könnte er Deutschland bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro vertreten – als hoffnungsvoller Faustkämpfer im Halbweltergewicht. Das ist die Gewichtsklasse bis 64 Kilogramm.

Die Chancen darauf stehen nicht schlecht. Zum einen ist da das Heimrecht, zum anderen hat Harutyunyan bereits gute Erfahrungen mit Chadi gemacht. „Ich habe vor einem Jahr gegen ihn geboxt und gewonnen. Ich weiß also, wie es geht“, sagt der EM-Dritte, der einst beim Hamburger Klub TH Eilbeck begann. Zehn Jahre alt war er damals. Zuvor hatte er, im Alter von sechs Jahren, Taekwondo ausprobiert. Beim Boxen fühlte er sich richtig aufgehoben.

Er war ja auch nie allein. Sein Bruder Robert, 26, war fast immer an seiner Seite. Auch Robert boxt auf hohem Niveau. Am Donnerstag wird er jedoch neben dem Ring stehen und seinem Bruder die Daumen drücken.

Die Olympia-Chance bietet sich nur Artem. Der freut sich über die Unterstützung: „Mein Bruder und ich sind unzertrennlich, wir sind ein Herz und eine Seele. Da sind wir zusammen wie ein Boxer, der hat ja auch zwei Fäuste.“

Artem könnte in den Genuss einer Änderung in den Statuten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) kommen. Über all die Jahrzehnte war nur Amateurboxern eine Teilnahme an den Spielen gestattet.

Diese Regel resultierte noch aus dem romantischen Anspruch, dass es sich bei dem Sportfest um einen Vergleich der besten Amateure handeln sollte. Diese Maßgabe ist aber, mit einem Blick auf die anderen Sportarten, längst nicht mehr zu halten. Und so wurde auch Profiboxern die Chance gegeben, sich zu qualifizieren.

Artem startete in der APB-Profiserie des Amateur-Weltverbandes AIBA. Er siegte so oft, dass ihm nur noch ein Sieg fehlt. Jetzt ist es nur noch ein Schritt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.