Porträt US-Finanzminister Hank Paulson: Der, der Bush auf die Bank setzt

Paulson auf jeder Titelseite zu sehen. Er präsentiert seine Pläne so, als seien es Präsident Bushs Ideen und er lediglich ihr Exekutor. Die Wahrheit jedoch sieht anders aus.

Der Retter der Wall Street. Bild: dpa

Hank Paulson ist ein guter Mann. Anders als die übrigen Minister des Bush-Kabinetts ist er weder inkompetent noch faul, noch versucht er durch Lügen einen Krieg vom Zaun zu brechen. Der ehemalige Goldmann-Sachs-Chef kennt sich zudem aus in den Realitäten dieser Welt und nimmt Fakten ernst. In diesen Tagen ist er vielleicht sogar froh, nicht mehr in der freien Wirtschaft zu arbeiten - sondern im sicheren Staatsdienst.

Obwohl Paulson zuvor ein Schwergewicht auf der Wall Street war, übernahm er zur Überraschung vieler im Mai 2006 das wenig glamouröse Amt des Finanzministers. Damals versprachen die verbleibenden zwei Jahre Bush-Regierung keinerlei große Auftritte und wenig Aussichten auf einen irgendwie gearteten Reformwillen bei Weißem Haus und Kongress. Der 62-Jährige wurde zwar als gute Wahl und einer der vielversprechendsten Dealmacher der Branche gelobt, aber mehr auch nicht.

Die meisten US-Amerikaner werden seinen Namen daher erst in dieser Woche so richtig zur Kenntnis genommen haben: Plötzlich ist Paulson auf jeder Titelseite zu sehen. Dabei präsentiert er auf Pressekonferenzen seine Pläne so, als seien es Präsident Bushs Ideen und er lediglich ihr Exekutor. Die Wahrheit jedoch sieht anders aus. Paulson ist einer der ganz wenigen Minister, die es gewagt haben, Bush auf die Bank zu setzten und ihm zu sagen, was nun zu tun ist.

So war es Hank Paulsons Idee, im März die Investmentbank Bear Sterns mit einer Finanzspritze zu retten - ein Akt der staatlichen Intervention, der nicht so richtig ins Drehbuch der republikansichen Ideologie passt. Statt nur die üblichen Vorschläge für ein paar neue Regularien zu machen, präsentierte er kurz darauf den umfassendsten Reformplan des US-Finanzsystems, den es seit Jahrzehnten gegeben hat. Paulsons stille Revolution: Weg von den Regularien hin zu Prioritäten und Prinzipien.

Dass Paulson, einer der wenigen, die China- und Naturliebe unter einen Hut bringen, dabei vorsichtig taktiert, dürfte nicht überraschen. Bereits beim ersten Ausbruch der Hypothekenkrise im Herbst 2007 sagte er öffentlich, dass der Markt und die globale Ökonomie gesund seien und daher selbst alles bereinigen sollten - hinter verschlossenen Türen jedoch unterstütze er die Bemühungen der US-Notenbank Fed, die Zinsen zu senken und der US-Wirtschaft somit zu höherer Liquidität zu verhelfen. Der in Harvard ausgebildete Businessexperte hat seitdem mit viel Pragmatismus und sicherer Hand mal die freien Kräfte des Marktes, mal die starke Hand des Staates das Ruder übernehmen lassen.

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