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Pornos und Gewalt zur besten Sendezeit

■ betr.: "Anti-Switching-Therapie" von Manfred Riepe, taz vom 17.12.91

betr.: „Anti-Switching-Therapie“ von Manfred Riepe,

taz vom 17.12.91

...montags gespannt die regionale Zeitung gelesen, weil ich sicher war, jemand müßte sich doch auch da über das groß propagierte Experiment in ARD und ZDF mokieren — nichts! Dann dienstags als erstes in der taz nachgeschaut, doch was hatte ich erwartet?

Eine Kritik dieses Machwerks, die sich nicht bezieht auf die technische Ausführung oder die künstlerischen Effekte, sondern bezogen auf die Tatsache, daß meiner Meinung nach dieser Film (ich habe mir die sogenannte Sichtweise der Frau angeschaut) eine künstlerisch verbrämte Darstellung von Pornografie und Gewaltphantasien zur besten Sendezeit darstellt. Die Methode ist einfach: Mann unterlegt das ganze mit der Botschaft „...das Medium als krimineller Selbstversorger...“ und schon kann dieses Gruseln durch dargestellte und voll ausgekostete Gewaltpornos erzeugt werden. Manfred Riepe bezeichnet dies als „skurile Morde“, befaßt sich aber lieber mit der reinen Filmkritik wie „nicht so langweilig ausgeleuchtet“, „...waren die sets interessant fotografiert“ etc. Bin ich zu pietistisch erzogen, habe ich die Gewalt- und PorNo-Diskussion falsch verstanden oder hänge ich dem falschen Zeitgeist an? Andreas Küstermann,

Rommelshausen

betr.: „Der geniale Triumph der Fernbedinung“, taz vom 14.12.91

Ich war entsetzt, als ich las, der Film sei ein erotischer Thriller gewesen. Aus der Sicht der Frau einmal, in schöneren Farbtönen.

Ich bin eine Frau und ich sehe Frauen beziehungsweise mich nicht als „Frau, die vergewaltigt wird, gefoltert, getötet, als Frau, die ohne brutalste Machenschaften in der Gosse bleibt, erdrosselt, erstochen, zum Selbstmord getrieben durch eine unglückliche Liebe, als Comic- Figur und auf Werbeflächen auf Brust und Hintern reduziert, als Schöne, die um ihrer Schönheit und Verführungskraft willen doch noch der Folter und dem Foltertod entgeht.“ Das sind nämlich die Frauenbilder, die in dem Film gezeigt wurden.

Ich habe selten etwas Schlimmeres gesehen — Pornographie in härtester Form für das Fernsehen war das. Wenn ich daran denke, wie viele Männer den Film sahen und jetzt mit diesen „erotischen Bildern“ im Kopf herumlaufen, dann wird mir Angst und Bange. In mir steigt Wut hoch, wenn ich sehe, wie durch solche Filme Männern gezeigt wird, wo sie ihr Aggressionspotential ausleben können — an Frauen! Katja Martin,

Frankfurt am Main

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