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Archiv-Artikel

Pornos gucken fürs Asylrecht

MIGRATION Tschechien prüfte die Homosexualität von Asylbewerbern mit einem kruden Bild- und Bluttest

Um die Homosexualität von Asylbewerbern zu testen, mussten diese in Tschechien Pornos angucken.

Die staatlichen Behörden maßen derweil den Blutfluss zum Geschlechtsorgan. Denn, so die Logik hinter dem Verfahren, das in den 50er Jahren von dem tschechischen Sexologen Kurt Freud entwickelt wurde, je geringer die sexuelle Erregung beim Pornogucken, desto höher die Wahrscheinlichkeit der Homosexualität. So sollten die Asylbewerber Homosexualität nicht vortäuschen können.

„Die Phallometrie wurde als Teil einer komplexen sexualdiagnostischen Untersuchung angewandt,“ gab Vladimir Epka, Sprecher des tschechischen Innenministeriums, zu. Das Verfahren sei natürlich im Einvernehmen mit den betreffenden Personen durchgeführt worden. Er ging nicht weiter darauf ein, was eine Ablehnung für das Asylverfahren bedeutete. Die tschechische Organisation für Flüchtlingshilfe weiß von mindestens drei Fällen, in denen sich Asylbewerber dieser Untersuchung unterziehen mussten: ein schwules iranisches Paar und eine lesbische Frau aus Kamerun – „Fälle, in denen schon allein eine langjährige Partnerschaft die sexuelle Orientierung des Bewerbers unter Beweis stellte“, sagte Magda Faltova von der Vereinigung für Integration und Migration.

Als unvereinbar mit der Menschenrechtscharta der EU hat die EU-Grundrechteagentur die tschechische Pornopraxis kritisiert. Man nehme inzwischen von der Phallometrie Abstand, beschwichtigte das tschechische Innenministerium. Für homosexuelle Asylbewerber hat Innenminister Radek John dennoch einen Rat: „Sollen sie doch in ein Land gehen, in dem diese Tests nicht durchgeführt werden.“

SASCHA MOSTYN, PRAG