Popularität führt zu Lieferproblemen: Hybridautos Bestseller in Japan
Abwrackprämie und günstige Preise fördern Absatz von Wagen mit kombiniertem Benzin- und Elektromotor - und verursachen Lieferschwierigkeiten.
In Japan entwickelt sich das Hybridauto vom Exoten zum Massenprodukt: Im Mai stand den zweiten Monat hintereinander ein Fahrzeug mit Hybridmotor an der Spitze der Verkaufsliste. Toyota konnte knapp 11.000 Fahrzeuge des erneuerten Hybriden Prius absetzen. Auf Platz 3 folgte Honda mit über 8.000 Verkäufen des Billig-Hybriden Insight. Damit hatte im Mai jeder achte verkaufte Neuwagen in Japan eine treibstoffsparende Kombination aus einem Otto- und einem Elektromotor unter der Haube. Im Vorjahr war nur jeder 25. Neuwagen in Japan ein Hybrid-Fahrzeug gewesen.
Der Boom wird vordergründig durch eine Abwrackprämie und niedrigere Steuern für umweltfreundlichere Autos entfacht. Die Nachfrage wird aber auch durch attraktivere Hybridfahrzeuge und günstigere Preise angetrieben. Die neuen Hybrid-Motoren sind in der Beschleunigung und der Endgeschwindigkeit inzwischen so leistungsfähig, dass sie den sogenannten Fahrspaß nicht mehr verderben. Gleichzeitig sind die Hybriden nicht teurer als ein Diesel und sparen noch mehr Treibstoff. In Japan werden der Prius und der Insight in ihrer Basisversion schon für knapp 15.000 Euro angeboten. Trotzdem fährt Toyota mit dem Hybridmotor kräftig Gewinne ein. "Der Prius ist so profitabel wie der Corolla", erklärt Chefentwickler Akihiko Otsuka.
Der Trend zum relativ "grünen" Auto dürfte anhalten. Der Prius wurde in Japan schon 110.000-mal vorbestellt. Trotz Überstunden in der japanischen Fabrik müssen die Kunden derzeit mehr als fünf Monate auf ihr Auto warten. Bis März 2010 will Toyota weltweit 400.000 Prius verkaufen. Das Interesse ist damit viel größer als beim Start des Vorgängermodells im Herbst 2003. Damals wurden zunächst nur ein paar tausend Stück monatlich abgesetzt. Aber inzwischen hat Toyota weltweit knapp 1,3 Millionen Prius verkaufen können. "Das Hybrid-Konzept wird jetzt allgemein akzeptiert", meint Simon Humphries vom Toyota-Designcenter in Japan. Wie Honda will auch Toyota bis 2012 noch einen Kleinwagen mit Hybridantrieb auf den Markt bringen. Bis 2020 sollen alle Modelle einen Hybridmotor haben.
Unterdessen begann Mitsubishi Motors im japanischen Okayama damit, das Elektroauto MiEV in Serie herzustellen. In diesem Jahr sollen 2.000 und im nächsten Jahr 5.000 MiEV vom Band laufen. Es ist die erste Massenproduktion eines Elektroautos weltweit. Während der Prius aus Kostengründen weiter mit Nickelbatterien fährt, wird der MiEV von modernen Lithium-Akkus angetrieben. Dagegen erwartet Toyota den Durchbruch für das Elektroauto erst mit der nächsten Batteriegeneration. Die Übergangszeit zum Nach-Öl-Zeitalter werde vom Hybrid dominiert. Ab Dezember bietet Toyota zwar auch einen Prius mit Li-Akku zum Aufladen an der Steckdose an. Aber global werden zunächst nur 500 Stück produziert.
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