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Archiv-Artikel

Kein Kommentar! Popetown Köln

Von STG

Im WDR sind die Weichen gestellt für eine weitere Amtszeit von Intendant Fritz Pleitgen.

Die Wuppertaler Stadthalle hat zwar nicht viel mit der Sixtinischen Kapelle gemein, doch das Konklave der WDR-Rundfunkräte Mitte der Woche hatte schon barock-katholische Züge: Da versagt die SPD samt lang gedientem Rundfunkratschef Reinhard Grätz ihrem treuen Intendanten Fritz Pleitgen die Gefolgschaft und vereitelt eine von der CDU eingefädelte spontane Wiederwahl des 68-Jährigen.

Verloren hat sie trotzdem. Denn Pleitgen hat in einer mit viel Applaus bedachten Rede vor dem obersten Gremium der öffentlich-rechtlichen Anstalt seine prinzipielle Bereitschaft zur Kandidatur erklärt. Trotz vorgeblich „anderer Lebensplanung“. Und so wurde nicht die von Grätz geforderte Findungskommission zur Suche nach neuer Intendanz eingesetzt. Jetzt soll ein „Wahlvorbereitungsausschuss“ ran, der dem Rundfunkrat einen Vorschlag unterbreitet. Seine Aufgabe im WDR-O-Ton: „Gespräche mit Intendant Fritz Pleitgen im Hinblick auf eine mögliche Wiederwahl“ zu führen. Auf gut Deutsch: Wenn der Rundfunkrat ruft, bleibt Pleitgen.

Die Liebe zur CDU kommt nicht von ungefähr: Während der letzte SPD-Ministerpräsident von NRW und heutige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück in größtmöglicher Koalition mit Edmund Stoiber den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in die Schranken weisen wollte und Privatfunkerherzen höher schlagen ließ, sang der neue NRW-Lenker Jürgen Rüttgers (CDU) eben erst wieder beim Kölner Medienforum das hohe Lied auf ARD und ZDF. Pleitgen sei außerdem dank seiner Erfahrung in den anstehenden Auseinandersetzungen mit der EU um die Rundfunkgebühren und die kommende Digitalisierung unverzichtbar, heißt es auch bei sonst nicht in das parteipolitische Ränkespiel eingebundenen RundfunkrätInnen.

Dummerweise sieht das im WDR nicht jeder so. Pleitgen haben sich in seiner Umgebung eine Truppe aufgebaut, die eher dem Vatikan samt Schweizer Garde entspreche, grummelt es nicht nur in einer Redaktion. Anstatt Widerspruch heiße es immer gleich „Ja, lieber Gott“. STG