Pommes? Pomade? Pomologe!: Rund um den Apfel
Raritäten aus Bremen und umzu
taz: Was genau ist ein Pomologe?
Johannes Hübotter: Pomologe – das ist ein sehr gestelzter Begriff. Übersetzt ist das einfach einer, der sich mit Obstsorten beschäftigt und auskennt. Das hat also nicht nur etwas mit Äpfeln zu tun, sondern allgemein mit Obstsorten. Dazu gehört auch das, was wir morgen auf dem BUND-Apfelfest machen werden: Dass Leute ihre verschiedenen Apfelsorten vorstellen können und wir als Pomologen dann die Sorte bestimmen.
Wie sind Sie persönlich auf den Apfel gekommen – wie wird man Pomologe?
Ich bin gelernter Gärtner. Auf die Pomologie bin ich gekommen, weil ich im Garten einen Apfelbaum hatte, dessen Sorte ich nicht kannte. Auf einem Apfeltag in Huchting haben mir Pomologen meine Apfelsorte bestimmt. Das fand ich so interessant, dass ich dann an Seminaren zur Sortenkenntnis teilgenommen habe.
Pomologie ist also kein Beruf, sondern ein Hobby.
In der Regel ja. Es gibt aber an staatlichen Obstbau-Instituten auch ein paar professionelle Pomologen. Im 19. Jahrhundert gab es sogar spezielle Pomologische Institute. Das war die Blütezeit der Pomologie. Viele Apfelsorten sind damals neu entstanden. Heute ist die Obstsortenkunde zu einer Art Liebhaberei geworden. Wir kümmern uns um den Erhalt alter Apfelsorten. Das ist wie die Pflege von einem gefährdeten Kulturgut.
Welche Apfelsorten sind denn akut gefährdet?
In Deutschland kann man mit ungefähr 500 Apfelsorten rechnen. Gefährdet sind alle Sorten, bis auf wenige, wie zum Beispiel der Boskop, der auch im Supermarkt zu haben ist. Wir versuchen diese Sorten zu retten, indem wir untereinander Pfropfreiser austauschen und hobbymäßig alte Apfelsorten ziehen. Wir wollen die alten Sorten aber auch weiterverbreiten, indem wir beraten, wenn neue Bäume gepflanzt werden. Viele Sorten sind aber verschollen und nicht wieder aufzufinden. Sie haben heute keine Marktbedeutung mehr.
Haben diese alten Sorten also einfach nur keine Lobby?
Ja, man kann sagen, dass viele Sorten keine Lobby haben. Es gab früher aber auch andere Bedürfnisse an Äpfel. Die ganze Gruppe der Lageräpfel, die bis in den Sommer hinein gelagert werden können, haben heute so gut wie gar keine Bedeutung mehr. Im Supermarkt gibt es das ganze Jahr Äpfel, die im Sommer aus Argentinien oder Neuseeland kommen. Man könnte aber eigentlich das ganze Jahr Äpfel aus heimischem Anbau haben.
Wie viele Sorten haben Sie in ihrem Repertoire?
Von den 500 Sorten in Deutschland kenne ich natürlich nur einen Bruchteil. Ich kenne mich vor allem mit den regionalen Sorten aus. Hier in Bremen gibt es zum Beispiel den so genannten „Doodenapfel“ oder den „Uphuser Tietjen“-Apfel. Auch der sogenannte „Berliner“ und der „Boikenapfel“ sind seltene Sorten hier aus der Region.
Fragen: afr
Das BUND-Apfelfest findet morgen, von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr auf der Kinderwiese beim Café Sand statt.
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