verpasst? : Polizei ruft Will
Zuerst langweilte die ARD ihre Zuschauer mit dem 300. „Polizeiruf 110“, in dem sich die Kommissare Schmücke und Schneider mit einer aufgesetzt schlagfertig-frechen Jugendgang herumplagten, und dann nahm sich Anne Will auch noch des gleichen Themas an. Griffiger Titel: „Die Kinder-Gangster – Harte Hand statt sanfter Worte“. Belege für die markige These hatte der peinlich berührte Zuschauer zwar gerade genug an die Hand bekommen, doch war das natürlich kein Grund, auf weitere Qual durch „Polizeiruf“-Ausschnitte zu verzichten. So wurden den Gästen Volker Bouffier (CDU, Innenminister von Hessen), Claudia Roth (Grüne-Bundesvorsitzende), der Jugendrichterin Kirsten Heisig, dem Sozialpädagogen Thomas Sonnenburg und dem Comedian Murat Topal die fiktiven Szenen noch einmal vorgespielt – als dokumentarische Belege. Wie im Februar, als ein Discounter-„Tatort“ die Steilvorlage für die Will-Redaktion bildete. Und wie damals fanden die Betroffenheits-Couch-Besetzer das Gezeigte „sehr realistisch“. Trauen die sich nicht, etwas anderes zu sagen, oder haben sich Jugendbanden seit den TKKG-Hörspielen wirklich nicht weiterentwickelt? Dann steckt die Jugendkriminalität in einer Sackgasse. Genau wie die ARD, wenn sie nicht aufhört, jedes Sonntagskrimi-Thema bei Anne Will nochmal ernsthaft diskutieren zu wollen. JÜK