Polizei Berlin: Übung für den Ernstfall
Polizei und Feuerwehr simulieren einen Terroranschlag auf ein Einkaufszentrum in Steglitz. Hunderte Einsatzkräfte beteiligt.
Das Einkaufszentrum „Boulevard“ in Steglitz ist weiträumig abgesperrt. Polizei- und Rettungswagen säumen die Zufahrtswege. Weitere Fahrzeuge rasen mit Blaulicht und Martinshorn heran. Aber das Ganze sieht schlimmer aus, als es ist: Tatsächlich handelt es sich um eine Übung. Polizei und Feuerwehr simulieren am Sonntag von 11 bis 15 Uhr einen Großeinsatz nach einem Terroranschlag.
Das Planspiel ist ein Jahr lang unter größter Geheimhaltung vorbereitet worden: Bis zum Eintreffen am Tatort sollen die beteiligten Einsatzkräfte glauben, es handele sich um einen Ernstfall. Ein vom Harry-Breslau-Park kommender Transporter sei vor dem Einkaufzentrum in eine Menschenmenge gefahren, beschreibt Polizeisprecher Thilo Cablitz das Szenario eine Stunde vor Beginn. Die Täter hätten sich im Einkaufszentrum verschanzt. Verletzte und Geiseln wurden von Schauspielern gemimt, Puppen stellten die Toten dar.
Vom Flatterband aus, hinter dem sich die Presse versammelt, ist nur so viel zu sehen: Ein orangefarbener Transporter steht auf der Zufahrt des Einkaufszentrums. Um das Fahrzeug herum liegen Körper, manche bewegen sich, Hilferufe sind zu hören. Im Gebäude werde noch geschossen, erklärt Cablitz. So lange könnten die Menschen nicht geborgen werden.
Auf der Wiese vor dem Zentrum wimmelt es von Einsatzkräften. Ausweislich der Farbe ihrer Westen handelt es sich um Schiedsrichter (weiß), Beobachter (grün), Polizisten (neon), Übungsleiter-Fuerwehr (rot). Mehrere hundert Beamten seien im Einsatz, heißt es. Um 11.47 Uhr saust das Spezialeinsatzkommando in getönten Transportern heran. Um 12.07 dann die große Show: Der neue Survivor fährt vor. Eine Million Euro hat das Panzerfahrzeug, das angeblich fast alles kann, gekostet.
Die letzte Übung dieser Art fand im Juni 2015 statt. Wie es am Sonntag gelaufen ist, will die Polizei nach einer Auswertung bilanzieren.
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