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Archiv-Artikel

Politische Teebeutel

Israels brisanter Eurovisions-Beitrag „Push The Button“ von den Teapacks wird nun doch nicht disqualifiziert

Von JAF

Der Sänger hätte ohnehin keine Kompromisse gemacht, für ihn ist sein Lied nur eine „terrorkritische Parodie“: Kobi Oz, Gründer und Frontmann der Popgruppe Teapacks, ist zufrieden über die Entscheidung der Leitungsgruppe des diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC), den israelischen Beitrag nicht aus dem Wettbewerb zu verbannen. „Push The Button“ heißt der Titel des Liedes – und manche wollten darin eine Mobilisierung in Noten für einen Krieg gegen den Iran heraushören: „Die Welt ist voll von Terror / Und wenn einer einen Fehler macht / Dann jagt er uns in die Luft“, heißt es darin.

Oz: „Die Leute wollen nicht nur Süßes hören, von Liebe und Erdbeeren.“ Die finnischen Organisatoren hatten genau das gewünscht: Ein Event wie der ESC müsse Unterhaltung bieten, die das Publikum nicht politisch behelligt. Tatsächlich haben in der inzwischen 51-jährigen Geschichte dieser Show etliche Länder Songs ins Rennen geschickt, die sich mehr oder weniger explizit politischer Themen annahmen. Etwa Umweltschutz (Deutschland), Militärputsche (Griechenland), Freiheit (Portugal), unterjochte Frauen (Frankreich) oder Atombomben (Finnland).

Der Teapacks-Beitrag birgt ohnehin keine ausdrückliche Klage über gewisse Politiker, die Israel von der Landkarte wischen möchten, Irans Präsident Ahmadinedschad als einer unter mehreren. Kobi Oz kommentiert nur kühl: „Darum geht es überhaupt nicht. In unserem Lied könnte man ebenso gut eine Kritik am Terror in Russland, in Spanien oder an der Straßengewalt in englischen oder französischen Vorstädten herauslesen.“

Das Koordinationsteam des ESC entschied sich kommentarlos, von den Israelis auch keine Änderungen am Text zu verlangen. „Push The Button“ muss sich nun dem wahren Säurebad der Kritik stellen: Am 10. Mai muss der Song zunächst durch das Halbfinale – und ob er gut genug ist, auch beim Finale mitzumachen, entscheidet allein das Publikum der 42 Teilnehmerländer, per TED oder SMS. Das letzte Friedenslied, das politisch Unverbrämtes verkündete, war „Nuku pommiin“, 1982 der finnische Song. Er wurde mit null Punkten abgestraft. JAF