Politische Inhalte auf Facebook: Zeigen, wer für die Werbung bezahlt
Facebook will künfig Versuche der Wahlmanipulation unterbinden. Managerin Sandberg räumt außerdem Fehler im Umgang mit dem Datenskandal ein.
Facebook hatte bereits im Oktober verschärfte Regeln für Wahlwerbung angekündigt, nun weitet das Unternehmen die Kontrollen aus. Anzeigen im Zusammenhang mit wichtigen politischen Debatten müssen nach Angaben des US-Internetkonzerns künftig eindeutig als „politische Werbung“ gekennzeichnet werden. Eine Liste mit entsprechenden Themen werde in Zusammenarbeit mit externen Organisationen erarbeitet, kündigte Facebook an.
Die Maßnahmen könnten Missbrauch nicht gänzlich verhindern, sagte Zuckerberg. Doch es werde schwerer, gefälschte Facebook-Konten und Seiten für die Verbreitung von Werbung zu nutzen – „was die Russen während der Wahl 2016 getan haben“. Russland sieht sich immer wieder mit Vorwürfen über Manipulationsversuche im Präsidentschaftswahlkampf zwischen Donald Trump und Hillary Clinton konfrontiert. Moskau weist die Anschuldigungen zurück.
Facebook will laut Zuckerberg „tausende neue Mitarbeiter“ einstellen, um die neuen Kontrollen vor der US-Kongresswahl im November umzusetzen. „Wir beginnen in den USA weiten es in den kommenden Monaten auf den Rest der Welt aus“, sagte Zuckerberg. Mit Blick auf die „bevorstehenden wichtigen Wahlen in den USA, Mexiko, Brasilien, Indien, Pakistan und weiteren Ländern“ habe es für ihn oberste Priorität, Versuche der Einflussnahme zu unterbinden.
Facebook steht derzeit wegen des Skandals um die mutmaßliche Abschöpfung der Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern weltweit durch die britische Datenanalysefirma Cambridge Analytica unter massivem Druck. Cambridge Analytica hatte die Nutzerdaten mittels einer App mit einem Persönlichkeitstest abgefischt. Durch die App erlangte die Firma auch Zugriff auf die Daten von Facebook-„Freunden“ der Testteilnehmer.
In der Europäischen Union sind bis zu 2,7 Millionen Menschen von dem Datenskandal betroffen. Es besteht der Verdacht, dass diese Daten unter anderem zur Wählerbeeinflussung bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 benutzt wurden.
Am Freitag wurde bekannt, dass Facebook schon vor zweieinhalb Jahren über den Datenverlust informiert worden war. Cambridge Analytica habe dem Konzern damals versichert, die Daten seien gelöscht worden, sagte Facebook-Geschäftsführerin Sandberg dem US-Radiosender NPR. Facebook habe sich dann nicht weiter um die Angelegenheit gekümmert. Dies sei ein Fehler gewesen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“