: Polit-Bühne frei
■ Rotgrüner Verhandlungsbeginn
Vorhang auf für das große Koalitionstheater. Heute, Punkt 10.30 Uhr, betreten die 20 derzeitigen Hauptdarsteller des Hamburger Polit-Theaters erstmals gemeinsam die Rathausbühne. Auf dem Programm steht zunächst nur die Ouvertüre. Die beiden je zehnköpfigen Delegationen von SPD und GAL wollen über „Verfahrensfragen“ sprechen. Mit anderen Worten: Die Dramaturgie des Stückes „Rotgrüne-Regierungsverhandlungen“ soll abgestimmt werden.
Letzte Probe gestern abend. Henning Voscherau, umstrittener Star des zuletzt nicht gerade durch einheitliches Auftreten aufgefallenen SPD-Ensembles, mühte sich, seine Truppe auf die von ihm erarbeiteten „Eckpunkte“ einzuschwören. Hafenerweiterung, 4. Elbtunnelröhre, Hafenquerspange, Elbvertiefung, Stärkung des Produktionsstandorts Hamburg, Wohnungsbau auch auf der „grünen Wiese“, Müllverbrennung – das dürften jene „Essentials“ sein, von denen Henning Voscherau sein Verbleiben im Ensemble abhängig macht.
Während die Protagonisten des rotgrünen Schauspiels heute hinter verschlossenen Türen agieren, machten sich einige Souffleure gestern bereits öffentlich bemerkbar. So legte die Hamburgische Krankenhausgesellschaft einen Sechspunkte-Katalog vor, in dem sie ihre Bedingung für einen kräftigen Schlußapplaus festhält: Verdopplung des Etats für Finanzierung und Investitionen in den Hamburger Krankenhäusern.
Wenig zurückhaltend auch die Versuche einiger Hamburger Unternehmen, Einfluß auf die Inszenierung zu nehmen. Eine große Reederei zum Beispiel unterstützt die bürgermeisterlichen Eckpunkte Hafenerweiterung und Elbvertiefung mit der üblichen Abwanderungs-Keule: Wenn nicht, dann gehen wir eben nach Rotterdam.
uex
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