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Polens Arbeiter drohen mit Generalstreik

■ Neue „Verweigerungsfront“ der Gewerkschafter wirft Regierung Suchocka ruinöse Sparpolitik vor

Warschau (AFP) — Mehrere polnische Gewerkschaften mit Ausnahme der „Solidarität“ haben ein „Nationales Streik- und Verhandlungskomitee“ gegründet. Die Mitglieder des Gremiums: der ehemals kommunistische Gewerkschafts-Dachverband OPZZ, die Vertretung der Bergarbeiter FZZG, der radikale Flügel der Solidarnosc „Solidarität 80“, die extrem linke Bauerngewerkschaft Samoobrona, die Vertreter der Zugführer (ZZMK) und die streikenden Kupferarbeiter. Wenn die Regierung von Ministerpräsidentin Hanna Suchocka weiterhin die Gehaltsforderungen der Arbeiter ignoriere, so die Drohung der Arbeiter am Wochenende, würde ein Generalstreik ausgerufen. Weiter forderte das Komitee von den zuständigen Ministern, sich dafür einzusetzen, daß die Bedingungen der streikenden Arbeiter im Kupfergebiet Lublin angenommen werden.

Darüber hinaus verlangt es einen „ehrlichen Verhandlungsbeginn“ mit den Belegschaften des Autoherstellers „FSM Tychy“ in Südpolen und dem Flugzeugbau-Unternehmen „WSK Mielec“ im Südwesten des Landes, die ebenfalls aus Protest gegen die Lohnpolitik der Regierung ihre Arbeit niedergelegt haben. Regierungschefin Suchocka ist dagegen der Auffassung, die Arbeiter wollten absichtlich „Anarchie und Zerstörung“ in Polen einführen. Schon aus diesem Grunde, so Suchocka, werde den Forderungen der Streikenden nicht nachgegeben.

Aus Protest gegen die starre Haltung der Regierung will das Gewerkschafts-Komitee bereits heute mit den Vorbereitungen für einen Generalstreik beginnen. Das Ziel der „Verweigerungsfront“ gegen die Regierung: die „Umformung des derzeitigen sozialen und politischen Systems“. Die Regierung, so die Gewerkschafter, würde mit ihrer Sparpolitik das Land ruinieren.

Die Arbeiter des Kupferwerks KGHM, das rund 38.000 Menschen beschäftigt, sind seit 20 Tagen im Ausstand. Sie fordern eine Gehaltserhöhung um durchschnittlich 900.000 Zloty (etwa 97 Mark) und Urlaubsgeld in Höhe von 1,8 Millionen Zloty (195 Mark).

Auch die rund 7.000 Arbeiter, die seit 20 Tagen beim Automobilwerk FSM Tychy streiken, fordern Lohnerhöhungen.

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